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Up from the ground Festival


Gemünden am Main, Germany
25. und 26. August 2006
Festivalbericht 2006 - Text und Fotos Timo
Freitag

Tourettes Sydrome
Obscura
Dryrot
Jack Slater
Hidden In The Fog
Harmonie Dies
Criminal
Hearse
God Dethroned
Legions Of The Damned
Korpiklaani
Soffocation
Obituary
Samstag

Silent Overdrive
Demolition
Verdict
Requiem
Koldbrann
Jap. Kampfhörspiele
Sinister
Endstille
One Man Army
Dismember
Wintersun
Gorefest
Morbid Angel

Zum 6. mal in Folge, ging es am frühen Freitagmittag in Richtung Spessart, um eines der besten deutschen Open Air Billings für 2006 zu zelebrieren.
Mal abgesehen davon, daß es in strömen regnete und bedingt durch diverse Baustellen und Urlaubsrückreiseverkehr ich im Stau festsitzte, war die Euphorie ungebrochen.

Die Resultierende war dann auch, daß ich leider nur noch den letzten Thrasher des DRYROT Sets auf die Ohren bekam.

Umso größer war dann die Spannung auf JACK SLATER, die mit ihrem Metzgore Grind live noch besser als im Studio überzeugten. Klasse Performance, ehrlich und mitten in die Fresse.
HIDDEN IN THE FOG gaben dann eine gute Gelegenheit, sich um das erste Bier zu kümmern und mal einen Blick auf die angrenzende Konsummeile mit Ihren kitschig bunten Shirts und teilweise überteuerten CD Preisen zu werfen. Für 16 Euro die neue "Slayer" Scheibe - Klasse! - jammert nicht, wenn die Szene die Songs schwarz und umsonst aus dem Internet runter lädt und sich für 16 Steine lieber die Dröhnung holt...

Weiter mit Death Metal a la HARMONY DIES; die Berliner konnten einen sehr guten Querschnitt ihres bisherigen Schaffens präsentieren. Untermalt mit einer sehr coolen Einlage von Frontman Chris Carl, der mit seinem Schwergewicht die Dachkonstruktion der Bühne erklimmte und sich in ca. 7 m Höhe den Fuß in einem Stahlträger festklemmte. Unter lauten Gesängen wie - Fuß ab, Fuß ab, Fuß ab - holte ihn erst am Schluss des Sets die Security - ohne Flex, He He! - von seinem Höhenflug.

Es folgte ein grandioser Empfang für die aus Santiago de Chile stammenden Thrasher CRIMINAL. Vergleiche mit den älteren "Sepultura" oder alten Bay Area Größen sind nachvollziehbar, aber hier fehl am Platz. Denn mit ihrer mittlerweile siebten Veröffentlichung "Sicario" sind Criminal in die erste Liga internationaler Größen aufgestiegen. Dies bewiesen die Jungs mit einem sehr genialen Set und heftigem Powerthrash.
In Zukunft werden wir sicher von Anton (remember since 21 years...) und Criminal noch einiges hören. Watch out...!
Anton, Criminal
Die Schweden, HEARSE sind leider meiner Ignoranz zum Opfer gefallen - keine Ahnung warum - ein Feature hole ich vielleicht mal nach.

Aus unserem schönen holländischen Nachbarland sind nun unter anderen GOD DETHRONED am Start. Die mit ihrem melodischen Death Metal ein fassettenreiches, brachiales, teils thrashiges Stück Metal präsentierten.

Als nächstes beehrten uns "Occult" als Überraschungsgast...? Ähm, nein! Es waren doch LEGIONS OF THE DAMNED mit neuem Line up. Anyway, auf jeden Fall macht es immer wieder Spaß den Jungs zu zusehen und sich `ne Ladung old school Thrashmetal a la "Exodus" reinzuziehen.

KORPIKLAANI aus Skandinavien, genauer gesagt aus Finland, sind für trainierte Grind oder Death Ohren doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Ich hatte die Band zuvor noch nie Live gesehen und wusste nach dem Set auch warum... Die Musik ist für mich eine Mischung aus finnischem Folk mit Stromgitarren- und Volksmusikcharakter. Immerhin konnten sie mit ihrem exotischen Sound eine beachtliche Anzahl von Anwesenden in Stimmung versetzen.
Und nun meine Damen und Herren - auf die Knie!!!

In bester Erinnerung vom letztjährigen PartySan Festival, die Mannen um Frank Mullen - SUFFOCATION - an diesem Abend in stark eingeschränkter Besetzung, leider ohne Terrance Hobbs.

Derek, Suffocation
Derek Boyer, der mit Bänderriss und Krücken es sich nicht nehmen ließ, daß gesamte Killerset im sitzen durchzuziehen. Meinen Respekt! Manch anderer Pseudorockstar sagt wegen irgendwelchen Zipperlein `ne halbe Tour ab... Egal! Brutaler New York Death Metal auf höchstem Niveau, der Live mit einer Präzision dargeboten wird, die seines gleichen sucht. Genial! Ab 19. September 06 könnt ihr den neuen Longplayer direkt bei unserem Lärmbelästiger, Karim erstehen.
Viele dachten wohl, eine Steigerung nach dem Suffocation Auftritt ist kaum möglich. Richtig!

Aber, eine Fortsetzung schon, und das mit der Urgewalt und einer morbiden heavyness, wie es sie heutzutage nur noch OBITUARY hin bekommen.
Ein Set durch die ganze Bandgeschichte; vom dem groovigen Opener "Redneck Stomp" bis zu dem alles vernichtenden "Slooowly We Rot". Der Wahnsinn! Allen "Frozen In Time" Kritikern zum trotz, die Bezeichnung HEAVY verkörpert keine andere Band dieses Genre mehr als Obituary.
Ein besserer Abschluss für einen Festivalabend kann kaum gefunden werden.
John, Obituary und Frank, Suffocation
Von Sonnenstrahlen am Samstagmorgen geweckt zu werden, ist hoffentlich ein gutes Omen dachte ich und bin erst mal in das nächst größere Dorf Namens Lohr am Main, zum Frühstücken gefahren. Schöne Ortschaft mit Fachwerk, Kirche, Glockenturm usw. sollte man sich mal anschauen... an diesem Morgen wohl etwas skurriler als sonst - mit Horden von Metalköppen.

Zurück auf dem Festivalgelände, ging es dann auch gleich pünktlich um 12:15 Uhr mit SILENT OVERDRIVE los. Cooler deutscher Thrashmetal Act, der meinen Eindruck vom Vorabend nochmals bestätigte, daß man im nächsten Jahr die Running Order optimieren sollte. Silent Overdrive konnte absolut überzeugen.
Die Band hätte größere Aufmerksamkeit verdient, als nur ca. 300 Leuten, an diesem Morgen, den Restalkohol aus der Birne zu blasen. Sehr geiler Gig!

Die Jungs von DEMOLITION und VERDICT konnten beide mit traditionellen old school Thrashmetal überzeugen.

Meine Erwartungen auf die Schweizer old school deather von REQUIEM steigerte sich noch etwas und entsprechend ihrem sehr guten "Government Denies Knowlege" Album ging es dann auch zur Sache. Einziges kleines Manko waren die etwas unbeholfenen Ansagen von Frontman Michi, was aber dem insgesamt sehr coolen Set keine Abstriche machte.

"Ugly, disharmonic and hateful Norwegian Black Metal" - weit ab von konsonaten Klangwelten präsentierte uns KOLDBRANN. Die mit Ihrem ursprünglichen Zweiakkordeblackmetal weit mehr Druck erzeugten, als auf ihren bisher veröffentlichten Alben. Für mich die positive Überraschung des noch jungen Tages. Wobei wir beim Thema wären, Black Metal überzeugt, aus meiner Sicht, primär mit aggressiver und düsterer Atmosphäre, die am Helligen Tage etwas ins Gegenteil umgeschlagen ist, und dann doch einige Lacher im Publikum auslöste.

Die deutschen JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE, mit ihrem "Grindcore im Schlafanzug", gaben dann wieder gehörig eins auf die Mütze.
Sehr sympathische und vor allem originelle Grinder mit zweistimmigen deutschen Texten. An diesem Nachmittag mit neuem Mann für die Crowls. Ein bisschen mehr Routine und keinem fällt es mehr auf... Ha!

Auf SINISTER war ich mehr als gespannt; zumal ich die Formation bisher nur mit Sängerin Rachel erleben durfte. Aad Kloosterwaard, als stimmgewaltiger Nachfolger, überzeugte nicht nur akustisch mit ultrabrutal tiefen Vox, sondern gab dem heftigen Liveset aus meiner Sicht nochmals einen Schub nach vorne. Ansonsten alles beim alten; fetter technisch anspruchsvoller Death Metal wie er sein muss.

Nach dem Death Metal Inferno von Sinister, herrschte ENDSTILLE... die nicht lange anhielt. Denn als Iblis die Bühne betrat, war Schluss mit lustig! Selten einen so charismatischen Frontman erlebt. Die Personifizierung des Untergangs... hasserfüllt, mit hard to the core agressor Gestik!
Während des ersten Songs, gab es erst mal `ne Ladung Schweineblut aufs Sakko; und die Presseabteilung vor der Bühne suchte Unterschlupf vor dem bösen Mann auf der Bühne. Ha, Ha - genial! Zu dem klasse Lärm den die Jungs durch die PA pressten, gibt's nicht viel zu sagen, holt euch den aktuellen "Lauschangriff" und seht zu wie ihr es euren Kindern mal erklären wollt...
Iblis Endstille
Nach diesem Erlebnis der besonderen Art, enterte anschließend die schwedische Formation, ONE MAN ARMY die Bühne. Nicht zu verwechseln mit der kalifornischen Punkband. Eine interessante Mischung aus klassischem Metal, Thrash und Rock `n Roll ohne Höhen und Tiefen. Die Ursprungsformation "The Crown" hatte aus meiner Sicht mehr Klasse.

Old school Schweden Death Metal gab es dann wieder mal von DISMEMBER zu hören. Genau richtig, um sich mal wieder etwas in Stimmung zu bringen und das Blickfeld in Richtung Theke zu fokussieren. Bei dieser Gelegenheit muss ich ein großes Lob an die Crew im Bierzelt richten, die einen sehr guten Job machten und selbst bei den vollsten Schwachköpfen noch freundlich und professionell den Leuten die manchmal nervigen Wartezeiten ersparten.

Und weil's so gut organisiert war, habe ich mich entschieden, die nächsten Finnenfidler namens WINTERSUN aus sicherer Entfernung zu sehen, was auch eine gute Entscheidung war.
Ein vielversprechendes Highlight für den Samstagabend waren GOREFEST, die sich nach ihrer Wiedervereinigung, ganz der alten Tradition widmeten und mit soliden Death Metal überzeugten.

Nach halbstündiger Verspätung, kamen die Herren um David Vincent, namens MORBID ANGEL auf die Bretter. Meine persönliche Hoffnung, daß an "Blessed Are The Sick" oder "Covenant" Zeiten angeknüpft wird, ist leider nur teilweise erfüllt worden. Stattdessen wurde bei der Show ein Querschnitt der vergangenen Jahre präsentiert, was mich schon auf ihrer "Master Of Chaos" Tour langweilte.
Mit Schwermut sehnte ich mich an die `89 Europatour im Vorprogramm von "Napalm Death" zurück; als Death Metal noch gelebt wurde und die Überzeugung an der eigenen Sache im Vordergrund Stand und nicht die Angst der Altersarmut.
Anyway, mag man darüber denken was man will.

Das Fazit für dieses geniale Festival, mit schätzungsweise 4700 - 5000 Besuchern, ist mehr als nur ein großes Lob an die Veranstalter. Die tolle Lage direkt am Main, trägt sicher auch seinen Teil zu dem positiven Gesamteindruck bei.

Die Logistische Leistung und die professionelle Abwicklung, ohne negative Zwischenfälle, waren vorbildlich. Keine Umbaupause hat länger als 15 Minuten gedauert, und das bei nur einer Bühne. Die Kulinarische Versorgung war zwar festivaltypisch, hinterließ aber den Eindruck wie aus Mutters Küche. Selten habe ich ein Festival in dieser Größenordnung erlebt, daß von einer einmaligen familiären Atmosphäre geprägt war wie dieses.

Ich freue mich auf nächstes Jahr, und hoffe auf ein bisschen mehr internationalen Deathgrind, der nicht jedes Jahr in Deutschland zu sehen ist... Wie wär's mit Brodequin, Beheaded, Deaden... Haut rein!