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Tower of Doom Rec.

VALLEY OF CHROME

BLOODSHED

SIN

IMBUE NO KUDOS

BOY ELROY

APRIL MORNING SKIES

COG

Labelfeature 2009 - von Michael

Wie in vielen anderen Teilen unseres Globus gibt es auch auf den Philippinen eine rege und recht aktive Musikszene.  Anfang bis Mitte der 90er herrschte regelgerecht ein Metal Boom und spülte Tonnen von Bands ans Tageslicht von denen heute, bis auf einige weinige Ausnahmen, alle von der Bildfläche verschwunden sind. Danach waren die fetten Jahre für Heavy Metal und deren vielfältige Spielarten aber erstmal vorbei. Seit ein paar Jahren scheint die Flaute aber so langsam dem Ende entgegen zu gehen, denn stählerne Horden gibt es landesweit wieder genug, nur ist der Metal  quasi wieder in den absoluten Underground zurück gekehrt und fristet dort praktisch sein Dasein relativ unbeachtet von der breiten Masse. Richtig professionelle Releases, sprich in der Fabrik hergestellte “richtige” Silberlinge haben Seltenheitswert. Dies bleibt einigen wenigen Truppen vorbehalten, die einen Vertrag bei Majorlabels besitzen oder aus der goldenen Ära übrig geblieben sind wie etwa den ehemaligen Rap Metallern und jetzt erstklassigen Metalcore fabrizierenden SLAPSHOCK. Abgesehen von einigen Ausnahmen wie etwa DEMIURGE, DEATH BY STEREO oder MORTAL GRUDGE ziehen kaum Underground Bands dieses Ding durch, da es einfach zu kostspielig ist und die Basis fehlt. Professionelle Releases von Filipino Bands sind somit vornehmlich von Labels außerhalb des Inselarchipels veröffentlicht worden, was starke Teile von brutalen Akts ala HUMAN MASTICATION, DOWN FROM THE WOUNDS oder Schwarzwurzel Sounds vom Schlage DEIPHAGO, KORIHOR, INCARION oder den Thrashern PAGANFIRE lautstark beweisen, die entweder auf Vinyl, CD oder beiden Formaten erschienen sind. Auch die hier bei uns fast aus der Mode gekommenen Tapes spielen dort noch eine starke, Ernst zunehmende Rolle. Aber auch hier hat das neue Medienzeitalter mit seinen CD-Rs und sonstigen Schnickschnack Einzug gehalten, was die zahlreichen Underground Bands auch dementsprechend nutzen.  Bei meinen letzten Besuch auf der “Perlas Ng Silangan” (Perle des Ostens, so werden die Philippinen auch genannt und wie es in der Nationalhymne ebenfalls zu vernehmen ist) fiel mir ein Compilation Album in die Hände. Die Rede ist vom TOWER OF DOOM Vol. 1 Sampler. Und Perlas ist auch gleich ein gutes Stichwort, hört der Inhaber und Präsident des Labels auf den Namen Eric Perlas. Der gute Mann ist nicht nur Labelboss, sondern auch selbst Musiker und Produzent und nennt die gut ausgestatteten Tower Of Doom Studios sein Eigen. Überrascht von der Qualität des Labelsamplers entschloss ich mich mehr in Erfahrung zu bringen. Nach langen Hin und Her konnte ich in den Besitz einiger Veröffentlichungen des recht jungen, aber äußerst dynamischen Labels, gelangen. Logischerweise durch Hilfe des Chefs persönlich. An Enthusiasmus mangelt es Eric und seinen Team aus Quezon City keinesfalls und man hat als Independent Label bereits beachtliches auf die Beine gestellt. Höhepunkt war sicherlich die erste, im großen Stil durchgeführte Independent Tour auf den Philippinen, die unter dem Titel SIEGE TOUR 2007 durch Luzon, der nördlichen großen Insel des Landes, zog. Aufgrund des regen Zuspruchs wurde der Nachfolger 2008 organisiert, der sogar noch mehr Spielorte beinhaltete und nicht nur Luzon beackerte, sondern auch die Visayas in Schutt und Asche legte. Doch zur SIEGE TOUR mehr im Reviewteil.

Angefangen hat alles  im Sommer 2002 als kleines, digitales Home Recording Studio. Das kleine College Apartment wurde kurzerhand in einen Aufnahmeraum umfunktioniert um befreundeten Bands und Musikern mit ihren Songs unter die Arme zu greifen. Schon ein paar Jahre später hatte das noch junge Studio/Label eine starke lokale Gefolgschaft in der Independent Szene aufgebaut, die auf die erstklassige Arbeit des Meisters und seinem Team zurückzuführen waren. Bald wurden die Räumlichkeiten viel zu klein und so war es keine Überraschung, dass 2005 eine neuer Platz gefunden werden musste. Im Juni 2005 wurde man dann fündig und zog in ein ehemaliges Aufnahmestudio um. Die offiziellen TOWER OF DOOM RECORDING STUDIOS waren geboren. Seitdem hat sich Eric einen sehr guten Ruf erarbeitet und wird gern von Underground/Independent Bands wie auch von Szene- und Majorgrößen gebucht. Die professionellen Aufnahmen, die internationale Standards besitzen, sprechen einfach für sich. So ist es auch kein Wunder, dass sämtliche Labelveröffentlichungen über eine hervorragende Produktion verfügen, bei denen entweder  Herr Perlas selbst an den Reglern saß oder diese zumindest gemixt oder gemastert hat.

Auch wenn ein paar Bands vom Härtegrad nicht unbedingt Metal kompatibel sind, möchte ich einen kurzen Überblick über das Labelprogramm geben. Für True Epic Metalheads sind die Formationen auf TOWER OF DOOM RECORDS wohl kaum etwas, da hier durchwegs mehr auf der etwas moderneren Schiene gefahren wird. Wer aber auch mal gern härtere Klänge,  (melodischen) Metalcore oder (melo) Hardcore hört und zudem etwas über den üblichen Tellerrand hinausblicken will,  für den dürfte das Rooster durchaus interessant sein, zumal sich  darunter einige exzellente Bands tummeln.

Wärmstens ans Herz möchte ich allen die fantastischen VALLEY OF CHROME aus Los Banos, Laguna legen. Nach einigen DIY Releases wurde die Band vom Major VIVA unter Vertrag genommen und veröffentlichte die erstklassige “Love And Devotion” CD. Man besticht auf der Scheibe durch ein Gebräu aus tödlichen Dosis Heavy Metal, melodischen, harten Metalcore und sporadischen Melodic Death und wartet mit einem wahren Bündel an Killer Tracks auf. Stücke wie das Titelstück, den Knaller “Forever Young” oder “Girls With The Softest Lips Lash Out The Most Violent Words” schreibt man nur einmal im Leben. Phänomenal. Da reiht sich ein Killer Riff an das andere und die Melodien setzen sich ohne großes Dazutun in die Hirnwindungen fest und gehen da auch nicht mehr raus. Letztes Jahr folgte nun der Nachfolger und das Debüt auf TOWER OF DOOM RECORDS mit dem Arbeitstitel “Never The Lifeless”.  Wiederum besticht die Truppe durch ihre grandiose Genre übergreifende Legierung und hält wieder allerhand feines Material parat, wobei sich vor allem das in Tagalog gesungene “Dasal (Sa Gitna Ng Paganib)” (dt.: Gebet - im Zentrum der Gefahr) mit zunehmender Spieldauer als Ohrwurm entpuppt. Auch das vom Sampler her bereits bekannte “Kiss Of Medusa” ist wieder mit am Start und kann restlos überzeugen. Von meiner Warte aus sind VALLEY OF CHROME uneingeschränkt zu empfehlen.  Brillant! www.myspace.com/valleyofchrome

VALLEY OF CHROME

Vorzüglich geschmiedeten Stahl geben BLOODSHEDD auf ihrem Debüt “Eye Of The Pessimist” zum Besten. Die in Paranaque City ansässige Formation ist kein unbeschriebenes Blatt in der philippinischen Underground Szene, ist man doch bereits seit 1996 dort aktiv. Was lange wärt wird gut heißt es ja, was man auch auf die Scheibe des Quintetts übertragen kann.  Lodernden, mit voller Hingabe gespielten Death/Thrash bieten uns die fünf, der genug Zug nach vorne hat und sich spieltechnisch wie auch vom Soundgewand locker mit internationalen Akts messen kann. Songs wie “Dearborn” oder “Broken Mirror” sprechen für sich und sind echte Schädelspalter. Für mich gehören die Jungs zu den besten Bands ihres Landes uns können auch international locker mithalten. Das zweite Album befindet sich im Moment in Arbeit und dürfte in Kürze fertig gestellt sein. www.myspace.com/bloodsheddmusic

Ebenfalls zu den härteren Vertretern des Labels zählt die aus Cavite stammende Truppe SIN. Nach einer in Eigenregie veröffentlichten EP names “Pilgrimage” aus dem Jahre 2004 legte man im Sommer letzten Jahres endlich das langersehnte Debütalbum an den Tag. Drei der vier Demotracks fanden nochmals ihren Weg auf den aktuellen zehn Tracker, in überarbeiteten Versionen versteht sich. “Audio Summoned Flesh” nennt sich diese harte Rifforgie, die uns neben den aggressiven Gesang von Shouter Charles, auch tonnenweise  knochentrockene Death/Thrash Riffs vor den Latz ballert.  Manko der Scheibe ist lediglich die etwas fehlende Abwechslung, da sich die Stücke etwas zu sehr ähneln. Dennoch steckt genug Potential in der Truppe und zum Rübe abschädeln taugen die Tracks allemal recht gut.  www.myspace.com/sincavite

SIN

Olongapo City ist die Heimat einer weiteren sehr vielversprechenden Truppe. IMBUE NO KUDOS nennt sich das Quartett und gehöret seit ihrer Debüt EP “In Patience We Live” zum TOD Inventar. Auf der fünf Songs starken Mini, die 2006 erschienen ist, zelebriert man gutklassigen  Metalcore mit normalen Gesang und etwas derberen, rausgeschriehenen Gesang.  Die Songs haben Klasse und besitzen die richtige Mischung aus Härte und Melodie. Vor kurzem kam ein Nachschlag in Form des “But What If We Will” Longplayers, auf dem der vor zwei Jahren eingeschlagene Weg konsequent weiterführt wurde. Dennoch gab es eine Veränderung zu vermelden, denn die derberen Vokals wurden aus dem Sound verbannt und der zweite Sänger steht nicht mehr im Line Up der INK. Auswirkungen hatte dies auf die Musik und Qualität nicht großartig, denn ziemlich frisch und unbekümmert rockt man drauflos. Schmissige Melodien werden einmal mehr gepaart mit guten Metal/Hard Rock Riffs. Dank der übriggebliebenen normalen Gesangsvorstellung dürfte man dadurch ein breiteres Publikum erreichen. www.myspace.com/imbuenokudos

Eine coole Hardcore/Punk Truppe sind BOY ELROY aus Quezon City, die vor allem Live für viel Spaß und Unterhaltung sorgen dürfte. Für Erics Label spielten die Jungs 13 Gassenhauer ein und veröffentlichten diese unter dem Arbeitstitel “A Better Place” bereits 2005. Genug Tempo, gesunde Härte und feine, melodische Läufe präsentieren uns die Vier auf der Scheibe, die knackig und eingängig zu gleich ist. Ein zweites Arbeit ist zur Zeit in Mache und wird ebenfalls unter der Fuchtel von TOD Records erscheinen. www.myspace.com/boyelroy

BOY ELROY

Einen überzeugenden Beitrag lieferten Pasig City Finest APRIL MORNING SKIES auf dem Tower Of Doom Records Vol.1 Sampler ab und gehörten für mich zu den besten Akts dieser Compilation. Mit ihrer Verschmelzung aus Metalcore Elementen, melodischen Post HC und Heavy Metal erspielten sich die Jungs recht schnell einen guten Ruf in der lokalen Szene, was ihre in Eigenregie veröffentlichte EP auch eindrucksvoll bestätigte. Mit “Darker Days Ahead” legt man nun das nächste Häppchen nach und versucht noch ein paar Schippen zuzulegen.  Dies dürfte auch klappen, denn die Songstrukturen wurden noch mehr ausgefeilt und bekannte Stärken ausgebaut.  Tracks wie “Deathstar Diorama” oder “In This Scenery” besitzen genug Punch und Enthusiasmus, aber auch Reife um zu überzeugen. www.myspace.com/aprilmorningskies

APRIL MORNING SKIES

Kommen wir langsam zu den etwas nicht ganz so eingängigen  Akts des Tower Of Doom Katalogs, unter der sich auch die Band des Eigentümers Eric (er schwingt hier die Axt) wiederfindet, obwohl sich dies wohl schlimmer anhört als es auf den ersten Blick scheint. Sein Steckenpferd nennt sich COG und man kann durchaus behaupten, dass die Band ihren (fast) ureigenen Stil zum Besten gibt. Vorwiegend im mittleren Tempobereich angesiedelt wirbeln uns die Jungs aus Quezon City durchaus recht komplexe Songstrukturen um die Ohren, die eine Unzahl an Einflüssen sein Eigen nennt,  wobei Metal und schwerer Rock ganz deutlich die Schwerpunkte bilden. Aber auch Mut zum Risiko oder vielmehr Mut was Neues auszuprobieren zeichnet die Truppe aus. So staunt man, dass sich im Line Up ein Saxophonist befindet. Überraschenderweise fügt sich dieser überaus homogen in den Gesamtsound ein und gibt den Stücken eine durchaus eigene, unverkennbare Note.  Der Mix aus melodischen, heavy gespielten Gitarren, jazzigen Sax, Hardcore Elementen (nennen wir es einfachheitshalber Metalcore), normalen und kräftigen Gesang passt auf dem Album “Conflagration” (2006) gut zusammen, wie man an Songs der Marke “Dreadnaught” oder “Filicide” hören kann. www.myspace.com/cog

COG

PLANE DEVIDES THE SKY fallen da schon recht deutlicher aus den Rahmen und ihr schick aufgemachtes, im Lederdigipack mit fetten Postkarten, auf denen die Lyriks usw. gedruckt sind, veröffentlichtes “Campaign To Conquer” Album bietet nur selten härtere Kost. Wenn man allerdings Heavy zu Werke geht, dann klingt das aber ziemlich ordentlich.   Songs wie “Dogfight”  oder “Trapped….“ allerdings haben schon Klasse und ihren ganz persönlichen Reiz und Charme. Allen voran die im Sound integrierten Percussions verleihen den Songs ihren ganz eigenen Charakter.

Absolut nichts für die Klientel unseres bescheidenen Webzines sind THE OUT OF BODY SPECIAL, die eine verwegene Mixtur aus HipHop, Funk, Jazz, Rock und Rock & Beat zelebrieren. Wem’s gefällt..……….Leider ein Ausfall für mich, den man, trotz vorhanden musikalischen Fähigkeiten, schnell vergessen sollte.

Zu guter letzt bleibt noch der anfangs angesprochene Labelsampler zu erwähnen, der einen guten Überblick über die Bands von TOWER OF DOOM Records gibt und zudem ein paar interessante Beiträge von Formationen enthält, die nicht auf dem Label zu Hause sind. Hier seinen vor allem die legendären, seit 1990 aktiven  SKY CHURCH genannt, die zwei erstklassige Album unters Volk gebracht haben (“Urge Of Human Device” 1996 und “Unaware/Unwarned” 2000) und quasi Kultstatus besitzen.

Eine ausführliche Besprechung der SIEGE TOUR 2007 DVD findet ihr im regulären Reviewteil.

An dieser Stelle noch mal dein Dankeschön an Eric Perlas von Tower Of Doom Records für die Unterstützung und es wäre großartig, wenn die ein oder andere Band auch hierzulande mal Gehör finden würde.

In diesen Sinne: Ingat Ninyo at Mabuhay sa Filipino Independent Music

TOWER OF DOOM Discographie:

Tower Of Doom Compilation Vol. 1 CD (2006)

Out Of Body Special - Is Love - CD (2007)

Cog - Conflagration - CD (2006)

Boy Elroy - A Better Place- CD (2005)

Valley Of Chrome - Never The Lifeless- CD (2008)

Imbue No Kudos - In Patience We Live- MCD (2006)

Imbue No Kudos - But What If We Will- CD (2008)

Sin - Audio Summoned Flesh- CD (2008)

Bloodshedd - Eye Of The Pessimist- CD (2007)

April Morning Skies - Darker Days Ahead- CD (2008)

Plane Devides The Sky -  The Campaign To Capture- CD (2006)

Siege Tour 2007 DVD (2008)