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ROTTEN SOUND

Necropolis Records

ROTTEN SOUND
Interview 2001 - geführt von Karim mit ROTTEN SOUND

Shit happens ... manchmal auch zweimal. So wie mir mit ROTTEN SOUND, denn erst verpasse ich sie beim letzjährigen "Fuck the commerce"-Festival und dann bietet sich die Chance sie auf Tour mit MALEVOLENT CREATION und HATE PLOW zu erwischen und natürlich spielen sie früher als angekündigt ... tolle Wurst. Na, zumindest habe ich die Band für diese bodenlose Frechheit noch mal Backstage zur Rede stellen dürfen und gleich noch die News seit unserem letzten Interview zu "Under Pressure" abgefragt ... inzwischen ist mit "Still Psycho" schließlich schon wieder eine Mini-CD raus und das neue Album kommt auch bald ...

So stand mir dann auch fast die ganze Belegschaft von ROTTEN SOUND zur Verfügung, namentlich Kai (Drums), Pekka (Bass) und Mika (Gitarre), während im Hintergrund die Schweden IN AETERNUM ihr Set runterrotzten, was das Abhören des Interview-Tapes echt zur Hölle machte. Jedenfalls musste ich als erstes mal nach der neuen Mini-CD fragen, die herrlich in den Arsch tritt aber verglichen mit den letzten CDs irgendwie mehr nach Metal klingt?!?

Kai: Als wir "Drain" aufgenommen haben, wollten wir versuchen die Songs etwas komplexer zu machen als auf "Under Pressure", vor allem vom Schlagzeug sind da einige Experimente von mir dabei gewesen. Bei der Mini-CD dagegen wollten wir einfach straighter sein, es sollte einfach nach vorne losgehen. Daß es mehr nach Metal klingt, liegt wahrscheinlich hauptsächlich am Sound, der uns auch viel zu sauber klingt. Im Endeffekt passt der Sound dann doch zu dem Material, aber wir wollten eigentlich etwas roheres und aggressiveres. Über das Songwriting denken wir aber nicht viel nach, wollten also jetzt nicht mehr Metal-Einflüsse verarbeiten oder so.
Pekka: Wir wollten auf jeden Fall nicht mehr so viele langsame Songs machen!

Langsame Songs?? Äh, habt ihr das überhaupt jemals gemacht?

Kai: Nicht viele, aber auf dem letzten Album waren schon welche dabei.

Naja, bei einem 15-Song Album können ja auch ruhig mal ein oder zwei Songs zum Entspannen der Nackenmuskulatur dabei sein, oder?

Kai: Es ist ja auch nicht so, dass wir langsames Zeug total ablehnen, es hat sich einfach so ergeben und wir wollen mit ROTTEN SOUND eben brutale, schnelle Musik spielen.

Ha, und das ist auch gut so. Was sich aber ja nun definitiv verändert hat, ist ja euer Geldgeber, denn die neue Mini-CD kam ja nicht wie "Drain" und "Under pressure" auf Repulse Records raus, sondern bei den bekifften Amis von Necropolis Records, die ja eigentlich eher für das schwedische Black- und Melodic-Death-Metal Zeug zuständig sind bzw. waren.

Kai: Eigentlich hatten wir sogar vier Angebote, zwischen denen wir uns entscheiden mussten und wir haben uns für das entschieden, was uns Vertriebs- und Werbe-mäßig am besten erschien. Und da Necropolis uns in Amerika und Europa weiterbringen konnten haben wir uns für ihr Angebot entschieden. Mit Repulse gab es da immer so kleine Probleme. Das habe ich zum Beispiel gemerkt, als ich mit AGGRESSOR in Madrid gespielt habe. Ich hab ja Schlagzeug auf ihrem letzten Album gespielt und hinterher auch eine 10tägige Tour mitgemacht und in Madrid waren wir im Repulse Plattenladen und es gab unsere CDs dort nicht, obwohl der Plattenladen zu unserem Label gehört. Allgemein waren wir mir der Art des Vertriebes und der wenigen Werbung nicht sehr glücklich bei Repulse. "Still Psycho" war jetzt unser erstes Lebenszeichen bei Necropolis und sie werden auch noch "Drain" mit unserer "Psychotic Veterinarian"-MCD als Bonus wiederveröffentlichen.

OK, dass Repulse ein etwas chaotisches Label ist, ist in der Szene ja weitgehend bekannt, aber das sind wohl die Randerscheinungen eines Labels, das so lange vehement seinem Underground-Ruf treu bleibt. Nun wart ihr ja auch nicht gerade eine typische Band auf Repulse-Records und ich denke, dass die beiden CDs bei ihnen euch sehr geholfen haben, einen Namen in der Metal-Szene zu bekommen, denn vorher habe ich nie von euch gehört. Ihr kamt wohl mehr aus der Hardcore-Szene, oder?

Kai: Ja, Hardcore oder vielleicht sogar mehr Punk. Wir kommen eigentlich ursprünglich alle aus Punk- und Hardcore-Bands. Mit ROTTEN SOUND hat sich der Stil dann einfach durch unsere verschiedenen Einflüsse entwickelt. Deshalb kannten uns die meisten Metaller wohl auch nicht, denn unsere erste Mini-CD kam auf einem italienischen Underground-Label und unsere 7"-Single auf einem deutschen Label mit dem Namen Anomie-Records. Das blieb dann wohl sehr in der Szene.

Ja, die Szenen sind eben doch sehr getrennt, und man kommt als Metaller meist eher zufällig an interessante Hardcore-Bands oder andere außer man ist ein totaler Freak, der in jeder Underground-Szene seine Fühler hat. Danken wir also Dave Rotten für sein goldenes Händchen und kommen noch mal aufs "Fuck the commerce" zu sprechen. Wie lief denn das für euch und habt ihr noch andere Gigs in Deutschland gespielt?

Mika: Wir sind nur für den einen Auftritt nach Deutschland gekommen, aber das hat sich gelohnt. Wir waren die ganze Zeit über da und haben alle Bands spielen sehen. Es war super und für mich das beste Metal-Festival auf dem ich je war. Die ganze Organisation war gut und die Leute waren cool drauf. Wir haben sehr gute Reaktionen bekommen, sehr viele Fans kennengelernt und viel getrunken ...

Ja, da habe ich auch Geschichten von Leuten gehört, die ahnungslos in ihrem Zelt sassen und dann von stinkbesoffenen Finnen vollgelabert wurden, nämlich euch! Allgemein gibt es ja das Klischee, dass die Skandinavier gen Norden immer trinkfester werden. Haut das hin bei euch?? Auf den meisten Bandfotos hat ja auch irgendeiner immer eine Bierdose in der Hand, obwohl Wodka wohl besser passen würde ...

Kai: Haha, ja da ist schon was dran. Die Finnen sind gute Trinker, aber die Norweger schlagen alle! Die Schweden hängen da etwas hinterher, obwohl es Ausnahmen wie den Drummer von IN AETERNUM gibt, der uns auf dieser Tour schon mal unter den Tisch trinkt.

OK, dann ruinieren wir den guten Ruf der Schweden hier mal lieber nicht und bleiben bei euren Touren. Vor dem "Fuck the commerce" lief ja live sicher nicht viel bei euch außerhalb Finnlands, oder?

Kai: Wir haben einen Auftritt in der Tschechei gespielt, das war auch ungefähr um die gleiche Zeit. Diese beiden Gigs und die momentane Tour sind wirklich unserer ersten Auftritte außerhalb Finnlands. Wir haben sonst nur noch einzelne Auftritte in Schweden gehabt. Insofern ist diese Tour mit 20 Auftritten auch eine völlig neue Erfahrung für uns, obwohl das wie heute vor 10 Leuten ja fast wie eine Probe vor Freunden ist.
Pekka: Allgemein ist die Tour aber gut besucht, nur kommen die meisten Leute immer erst später, was für uns als erste Band nicht so gut ist. Nur in Belgium hatten wir noch Lokale Vorbands, da haben dann an dem Abend 8 Bands gespielt.

Puh, das ist aber eh momentan so ein Phänomen, dass die Billings immer größer werden. Unter 4 Bands kommt da nichts mehr und mir persönlich ist das echt zuviel an einem Abend, zumal es meist viel zu früh losgeht und man immer die Vorband verpasst ., grrr!
Wie ist denn bis jetzt das Feedback auf die Mini-CD? Schon irgendwelche Drohungen von alten Crust-Fans, denen ihr jetzt zu sauber klingt?

Kai: Nein, das Feedback war bisher sehr gut und die meisten Leute mochten gerade den neuen Sound und das straighte Material. Das ist allgemein schon sehr gut aufgenommen worden. Aber der Sound ist so klar, dass man im Studio sofort jeden Fehler raushört ...

Mann, der Sound der Mini-CD scheint echt ein Problem für euch zu sein? Warum, konntet ihr nicht mehr während der Aufnahmen saufen, weil man die Verspieler gehört hat?

Kai: Nein, wir trinken nie im Studio. Zumindest nicht bevor wir unseren Part eingespielt haben. Das funktioniert einfach nicht, du kannst nicht betrunken sein und schnell spielen...

Haha, schwer zu glauben ... aber das schaffen dann wohl doch nur die Norweger. Ihr habt ja auf der Mini-CD auch "Reek of Putrefaction" von CARCASS gecovert, die neben TERRORIZER sicher zu euren Einflüssen zählen... was sind denn neuere Sachen, die euch beeinflusst haben?

Mika:
Diesen CARCASS-Track haben wir übrigens ursprünglich für ein CARCASS-Tribute Album aufgenommen, das auch in Kürze über Necropolis erscheinen soll. Wir sprachen dann mit den Leuten von Necropolis und sie meinten, wir sollen den Song doch auch auf die Mini-CD nehmen, weil er so gut geworden ist.
Kai: Bands, die mich in letzter Zeit sehr beeinflusst haben, sind auf jeden Fall MESHUGGAH und das Solo-Projekt ihres Gitarristen ... das hieß glaube ich Andreas Thordendals Special Defects oder so ähnlich. Aber auch Sachen aus der Jazz- und Fusion-Richtung beeinflussen mich.
Mika: Für mich sind NASUM eine der wichtigsten neuen Bands.

Aber sag mal Kai, du spielst doch glaube ich auch noch bei den Black-Metallern ENOCHIAN CRESCENT, die ja inzwischen auch einige Scheiben raus haben ...

Kai: Ich habe auf ihren ersten beiden Veröffentlichungen gespielt, aber bin dann ausgestiegen. Das hatte weniger musikalische als persönliche Gründe. Ich konnte mit ihrer Einstellung einfach irgendwann nichts mehr anfangen, weil alles andere immer wichtiger wurde als die Musik. Das war vor allem der Sänger, der ein "echter" Satanist war. Er hat so Sachen gebracht wie sich live in die Hand zu schneiden, woraufhin wir einen Gig nach zwei Songs abbrechen mussten, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Auf so was stehe ich nicht. Ich glaube, dass sie sich inzwischen auch aufgelöst haben.

Um aber noch mal bei den Projekten zu bleiben ... Pekka meinte ja schon, dass er noch bei AND OCEANS spielt, was mir völlig neu ist. Also was macht ihr sonst noch neben ROTTEN SOUND ...

Pekka: Ich spiele noch Bass bei AND OCEANS und in einer anderen Black-Metal Band namens BLACK DAWN, die auch bei Necropolis ihr Debüt veröffentlichen werden.
Kai: Ich mache sehr viele verschiedene Sachen ... total andere Musik, wie Jazz und Pop. Aber ROTTEN SOUND ist für mich meine Hauptband.
Mika: Ich bin neben ROTTEN SOUND noch in einer Street-Rock Band namens BLASTEROIDS.

Wie sieht es denn mit einer neuen Full-Length Veröffentlichung von ROTTEN SOUND aus? Schon irgendwelche Planungen und habt ihr vielleicht sogar schon neue Songs gespielt heute?

Kai: Wir haben zwar schon ein paar neue Songs aber die spielen wir noch nicht live. Die neue CD wird auf jeden Fall noch dieses Jahr erscheinen. Wir wissen noch nicht genau, wo wir aufnehmen werden aber wir würden gern wieder ins Sunlight-Studio gehen, weil es wohl am einfachsten ist, mit jemandem zu arbeiten der schon weiß, was du haben willst. Vorher wird aber noch eine Split-Single mit UNHOLY GRAVE aus Japan erscheinen, die auch auf einem japanischen Underground-Label rauskommt.
Mika: Da haben wir auch einen richtig rohen, crustigen Sound. Auf der Single werden drei Songs sein ... ein neuer Song von uns, ein je einen Cover-Song von UNHOLY GRAVE und TERRORIZER.

Damit könnt ihr dann ja den "kommerziellen" Sound von der Mini-CD etwas ausloten, haha. Wie sieht es eigentlich in Finnland mit der extremen Szene aus? Allgemein kommen ja wieder einige Prügel-Kapellen auch aus Skandinavien, nachdem wir mit Melodischem LaLa-Death-Metal nun schon lange genug zugeschissen wurden. Aus Finnland fällt mir neben euch jetzt aber nichts ein...

Kai: Mir fällt ehrlich gesagt auch keine andere Band ein. Viel ist hier nicht los, außer vielleicht eine Band namens THE FURNACE, die ironischerweise sagen, dass wir ihr Haupteinfluss sind. Sie haben ein Demo und eine Mini-CD rausgebracht. Allgemein ist Finnland wohl doch eher bekannt für Black-Metal.

Ist ja auch klar ... Finnland und Norwegen, weil verschneite Wald-Landschaften sich ja auch gut in dämlichen Black-Metal Videos machen. Ich denke da jetzt mal an IMMORTAL (ja, ich weiß dass die Hampelmänner aus Schweden kommen!) mit ihrem ultimativen Evil-Schnee-Posing! Pekka hat dann auch noch eine harte Zeit vor sich, da er direkt nach der ROTTEN SOUND-Tour mit AND OCEANS und MARDUK auf die nächste Tour geht ... dabei sah er an dem Abend schon ziemlich fertig aus!
Damit sind wir dann aber auch schon am Ende. Holt euch unbedingt "Still Psycho" ins Haus, denn auch wenn ROTTEN SOUND selbst denken, sie klingt zu sauber ... das Teil geht so geil nach vorne los, dass ich mir jetzt noch einen Kaktus dafür in den Hintern schieben könnte, die Band live verpasst zu haben. Haltet auf dem nächsten Fuck the commerce mal Ausschau nach dem Haufen, denn sie haben sich schon angekündigt. Auch wenn ihre Vorliebe für Sauna und darauffolgendes Eisbaden mir etwas schräg vorkommt ... sie sind wirklich nette, unkomplizierte Typen, die mit jedem saufen ... Finnen eben!