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INIQUITY

Mighty Music

INIQUITY
Interview 2000 - geführt von Karim mit Drummer Jesper Frost

Einleitung gefällig? OK ... INIQUITY ist eine Band, sie spielt Death-Metal und das machen sie wirklich gut, obwohl sie aus Dänemark kommen. INIQUITY besteht aus vier Bandmitgliedern ... einer davon heißt Jesper Frost, wahrscheinlich weil es in Dänemark oft kalt ist. Er spielt Schlagzeug und weil er der einzige in der Band ist, der etwas über die Zeiten vor "Five across the eyes" sagen kann, hat er mir einige Fragen beantworten müssen. Ob er das inzwischen bereut, weiß ich nicht...

Eigentlich ist INIQUITY ja schon seit ihrem Debüt "Serenadium" neben ILLDISPOSED einer meiner Death-Metal Favoriten aus Dänemark, aber irgendwie bot sich bisher nicht die Gelegenheit für ein Interview, was sich mit "Five across the eyes" ja jetzt erledigt hat. Seit "Serenadium" war es aber relativ still um euch, auch wenn zwischenzeitlich noch die "Hidden Lore" Mini-CD erschien. Was lief also in der Zeit so bei euch ... scheinbar einige Änderungen im Line-Up, was?

Nach "Serenadium" gingen die Probleme los, weil Brian ein Drogenproblem hatte, was damit endete, dass einige Leute aus der Band ausstiegen, bis wir auch Brian rauswarfen und nur noch unser Gitarrist Lars und ich übrig waren. Nach einigem Line-up hin und her stieg auch Martin aus und wir nahmen dann in einer fast komplett neuen Besetzung die Mini-CD auf. Danach ging es auch nur sehr langsam voran, womit ich sehr unzufrieden war und somit tauschten wir wieder Leute aus und nahmen dann "Five across the eyes" auf und diese Besetzung ist bis jetzt auch noch dabei und das Songwriting für das neue Album läuft sehr gut.

Hätte mir jemand "Five across the eyes" vorgespielt und gefragt, wäre ich nicht darauf gekommen, dass es INIQUITY ist, denn es hat sich ja schon einiges verändert, was sicher damit zu tun hat, dass du ja die einzige Verbindung zu "Serenadium"-Zeiten bist und ihr auch auf jeder Veröffentlichung einen neuen Sänger hattet?!

Das mit dem Gesang ist weniger das Problem, denn die meisten Leute haben auf "Hidden Lore" kaum bemerkt, dass wir einen neuen Sänger hatten. Das Problem ist, dass die meisten irgendwann träge wurden und ihr Interesse verloren haben, während ich immer die treibende Kraft in der Band war. Sicher hat sich der Stil durch die neuen Mitglieder und neuen Einflüsse verändert, das ist klar. Ich bin zwar auch immer am Songwriting beteiligt gewesen, schreibe aber keine Gitarrenriffs oder so. Unsere Herangehensweise an die Songs hat sich geändert, die Einflüsse vielleicht etwas, aber es ist immer noch totaler Death-Metal.

Daran zweifle ich nicht, aber ihr klingt z.B. nicht mehr so typisch dänisch, technischer. Was sind denn Bands, die dich in letzter Zeit beeindruckt haben?

Ich höre viel verschiedenes Zeug ... die Bands müssen für mich nur immer einen guten Drummer haben. Momentan höre ich viel NILE, HATE ETERNAL, VADER und amerikanischen Death-Metal.

... wo wie wir sehen keine dänische Band bei ist. Ergo müssten INIQUITY jetzt amerikanischer klingen, aber mit Logik hatte ich es eh noch nie, also hört es euch selbst an. Jesper spielt neben INIQUITY auch bei dem dänischen All-Star Projekt THORIUM (die Herr Hass in dieser Ausgabe ebenfalls ausgequetscht hat!). Daher reißen wir das nur mal kurz an... hat dich euer Labelboss Michael Andersen gezwungen mitzuspielen?

Gezwungen nicht direkt ... Michael wollte ein Death-Metal Projekt starten und hat verschiedene Leute angesprochen. Ich fand die Idee gut, vor allem weil mit den TAETRE-Leuten auch ein paar Nicht-Dänen dabei waren. Es ist aber wie gesagt nur ein Projekt und INIQUITY hat nach wie vor Priorität für mich.

Mit Mighty Music haben INIQUITY ja nun seit "The Hidden Lore" ein neues Label, nachdem das Debüt noch auf DieHard erschien. Allgemein tut sich in der dänischen Szene ja sehr viel auch an neuen Labels, während damals scheinbar jede Death-Metal Band aus Dänemark auf DieHard war. Stimmt es, dass sich alle dänischen Death-Metal Bands das DieHard-Logo auf den Hintern tätowieren mussten?

Haha, damals vielleicht und es gibt heute noch viele Bands, die gern auf DieHard Music wären. DieHard war einfach das erste Label in Dänemark und ist auch jetzt noch mit das größte hier. Aber wir sind mit Mighty Music sehr zufrieden. "Serenadium" kam damals schon über Michael Andersen heraus, nur war sein Label Emanzipation Records zu der Zeit noch ein Unterlabel von DieHard. Seit damals hat Michael seinen Weg verfolgt und hat das Label immer größer und bekannter gemacht. Wir kennen ihn und wenn er uns abzockt, wissen wir wo er wohnt und können das Geld aus ihm rausprügeln. Allgemein hat sich in Dänemark wirklich viel getan, aber ich finde immer noch, dass die Bands hier meist den internationalen Standard nicht halten... die meisten hören nicht, was in der Welt passiert und spielen viel zu langsam...

OK, dieses Statement lässt darauf schließen, dass INIQUITY eine U.S.-Flagge auf dem Arsch tätowiert haben und wenn sie ähnlich exhibitionistisch veranlagt sind wie ihre Landsleute von ILLDISPOSED, werden ihr das ja dann live sehen! In Dänemark scheint es aber auch so etwas wie Trend-Produzenten zu geben, denn irgendwie nehmen dänische Bands immer bei den gleichen Leuten auf und zu den aufstrebenden scheint Jacob Hansen zu gehören, mit dem ihr ja auch "The hidden lore" und "Five across the eyes" aufgenommen habt ...

Dänemark ist einfach ein kleines Land und es gibt nicht wirklich viele Leute, mit denen man Death-Metal aufnehmen kann. Jacob ist für mich da im Moment einfach der Beste und das denken scheinbar ja auch viele andere Bands. Damals haben alle mit Jan Borsing aufgenommen, aber es ist wohl wie mit dem Sunlight-Sound ... irgendwann hatten die Bands und Fans diesen Sound einfach über. Wer weiß, vielleicht passiert Jacob irgendwann das gleiche ... aber ich denke er entwickelt sich mehr weiter.

Warten wir es ab ... vielleicht haben in 2 Jahren wieder alle dänischen Bands diesen ILLDISPOSED-Sound, weil Dänemark so beschissen klein ist, dass sich einfach kein neuer Produzent findet?! Erzähl doch mal ein bischen von Dänemark ... stehst du auch auf diese perversen dänischen Hot-Dogs oder würdest du lieber woanders leben ... z.B. in Polen, haha!

Polen wäre nett, dann könnte ich mal bei VADER anklopfen. Nein, Dänemark ist schon in Ordnung. Inzwischen gibt es hier auch mehr Pizza-Läden als Hot-Dog Stände! Außerdem könnte ich in keinem anderen Land so lange Arbeitslos sein wie hier und dafür noch so viel Geld bekommen!

Mann, ist das eine alte Wikinger-Tradition oder so? Ich meine, jede zweite skandinavische Band ist kollektiv arbeitlos und liebt es!

Natürlich, das liegt daran dass wir das verdammte System hassen und versuchen es zu zerstören, indem wir gar nichts tun, haha! Als Arbeitsloser zahlt man eben keine Steuern ... sieh das ganze doch als eine Art Sitzstreik an! Seit "Serenadium" mache ich das schon so ... ein halbes Jahr arbeiten und dann wieder genug Zeit für die Band haben ... das geht wirklich gut!

Dann hoffen wir mal, dass INIQUITY niemals den großen Durchbruch erleben und als Rockstars doch noch Steuern an das gehasste Dänische System zahlen müssen, damit die noch mehr Pizza-Läden hochziehen und die gute alte dänische Ekel-Hotdog-Tradition vernichten.
Weg vom modernen Sitzstreik und noch mal zurück zum neuen Album, denn auch das Cover steht nicht mehr in der alten "Glibbermonster in düsterer Grusel-Höhle"-Tradition. Gibt es da einen Zusammenhang zum Albumtitel?

Damals standen wir halt einfach auf das ganze alte Death-Metal Zeug und fanden diese Glibbermonster-Sache einfach cool, es gehörte einfach dazu. Mads hat viele neue Einflüsse in die Band gebracht und mochte die alten Cover überhaupt nicht. Wir wollten also was neues ausprobieren. Michael von Mighty Music hat uns dann Toke Nygaard empfohlen ... wir haben ihm den Albumtitel genannt, er hat einige Entwürfe gemacht und wir haben uns für das entschlossen, was du vom neuen Album kennst. Der Albumtitel ist auch eher zufällig entstanden ... wir hatten diverse Ideen, waren aber nicht wirklich zufrieden und irgendwann haben wir "Eine schrecklich nette Familie" gesehen, wo Al Bundy zu Kelly meinte dass sie "Five across the eyes" kriegen würde, wenn sie nicht dies oder jenes tun würde. Wir fanden alle, dass es cool klingt und vor allem passt es ja auch, weil das Album ein Schlag ins Gesicht ist, auch für die alten Fans, weil wir uns schon sehr weiterentwickelt haben.

Was mich im Booklet eurer CD noch verwundert hat, war dass Dave Ingram in den Credits bei Licht auftaucht. Was hat der denn da zu suchen?

Dave wohnt mit seiner Frau in Dänemark und hat uns hier bei Auftritten schon sehr oft beim Licht geholfen. Er singt ja jetzt bei BOLT THROWER.

Irgendwie seid ihr ja auch immer ziemlich in der Masse der Bands untergegangen, insofern weiß ich nicht, wie das bei euch mit den Live-Aktivitäten aussah und ob ihr nicht vielleicht sogar mal in Deutschland gespielt habt, wo es doch gleich um die Ecke ist?!

Wir haben vor "Five across the eyes" noch nie außerhalb Dänemarks gespielt. Wir sassen eben immer nur rum und waren arbeitslos, haha! Hier in Dänemark haben wir aber relativ oft gespielt, meist als Vorband für bekanntere Bands wie DEATH, ENTOMBED etc. ... da hat Michael uns immer sehr geholfen. Michael meint auch, dass die Chancen im Ausland auch nicht schlecht stehen und vielleicht werden wir mit ANASARCA touren. In Deutschland haben wir aber gerade zwei kleine Gigs in Dresden und Rosswein gespielt.

Dann habt ihr bisher also keine Backstage-Räume auseinandergenommen? Man hört ja, dass einige Veranstalter etwas Angst davor haben, dänische Death-Metal Bands bei sich spielen zu lassen, weil die öfter mal etwas von der Rolle sind und das deutsche Bier nicht vertragen?!

Wir lieben es, Sachen kaputt zu machen. Nein, sicher sind wir auch mal nach Shows völlig besoffen aber wir wollen unser Material spielen und Spaß haben und keinen Ärger machen. Wir sind sozusagen die Hippies der dänischen Death-Metal Szene, haha. Außerdem hat das eben die Folge, dass man sich in das eigene Bein schießt, wenn der Veranstalter neben der Gage auch noch 1000 DM bezahlen muss um den Backstageraum zu reparieren.

Also Veranstalter aufgepasst ... holt euch die Hippies aus Dänemark, die übrigens nicht nach Deutschland kommen wollen, weil das Bier hier besser ist ...

Wir kommen ziemlich oft nach Deutschland, weil man bei euch günstig tanken und Alkohol kaufen kann. Hier in Dänemark zahlst du auf alles unglaublich viel Steuern und da nutzen wir jede Chance rüberzukommen ...euer Bier ist aber einfach nur billig, nicht gut.

Es spricht ja nicht gerade dafür, dass wir es hier mit einem Bier-Gourmet zu tun haben (und ich glaube ihm die Sache mit dem Bier ebenso wenig wie seine Sitzstreik-Theorie!) aber dann gib mir doch mal einen Tipp, womit ich den perversen Hotdog-Geschmack runterspülen kann, wenn ich nächstes Mal in Dänemark bin ...

Am besten du bringst dir eine Palette billiges Aldi-Bier mit, haha! Sonst würde ich dir mein persönliches Lieblingsbier Carlsberg oder Carlsberg Gold empfehlen. Es gibt natürlich noch Carlsberg Elephant ... das schmeckt wirklich scheiße, aber du wirst es wahrscheinlich mögen. Und selbst wenn ihr das bessere Bier habt, wir haben die besseren Frauen. Ich war gerade in Deutschland und habe nur fette, hässliche Weiber gesehen. Hast du auch so eine Freundin?

Nein, wir sind hier alle schwul, deshalb sterben die Deutschen ja auch langsam aus und die Frauen treiben den Dildo-Absatz in die Höhe. Beate Uhse löst bald Bill Gates als reichste Frau der Welt ab. Langsam glaube ich echt, ich sollte nach Dänemark umziehen ... nicht arbeiten, besseres Bier und das auf Staatskosten, bessere Frauen ... und euer Eis ist auch nicht übel!

Überleg es dir, aber es ist auch nicht alles gut hier. Was ich an Dänemark hasse, ist der Rassismus. Es ist nicht so wie in Schweden, wo es deutlich ist. Hier ist das mehr in den Köpfen drin und die Leute denken sich nichts dabei. Als Tourist merkst du nichts davon, aber untereinander reden die Dänen ziemlich viel verbohrten Scheiß. Das kann ich hier überhaupt nicht ausstehen.

... und deswegen ist Jesper in den Sitzstreik gegangen. Solche Männer, die für ihre Ideale eintreten, braucht das Land ... aus Protest trinkt er sogar noch ätzend billiges deutsches Bier. Wir machen da eine politische Sache draus ... so wie "Saufen gegen Rechts" ... dummerweise gibt's das schon! Reden wir lieber mal wieder über wichtige Dinge ... was ist dein Lieblings Horrorfilm?

Oh Mann, der Film der mir am meisten Angst eingejagt hat war "Mission to Mars".

Äh, das klingt er langweilig.

Und wie langweilig der war ... das hat mir ja gerade Angst gemacht.

Naja, wenn es danach geht laufen ja nur noch übelste Horror/Splatter-Filme im Kino. Lassen wir die Filmsache und machen es ganz einfach. Ich sage ein Wort und du sagst, was dir darauf einfällt... das ist doch ein toller Abschluss. Fangen wir einfach mal an ...
"Schwul"

MORBID ANGEL, weil David Vincent so eine Schwuchtel war.

"Langweilig"

Mission to Mars! Und wenn es eine Band sein müsste, wäre es sicher eine dänische Band ... so ein Scheiß wie AQUA oder JUNIOR.

"Energetisch"

Da "Five across the eyes" ja eine dänische Veröffentlichung ist und nicht zählt, würde ich wohl HATE ETERNAL sagen.

"Eindrucksvoll"

VADER

"Abstossend"

Deine Freundin! Oder das Bandphoto von AUTOPSY auf der "Mental Funeral". Ich habe noch nie in meinem Leben so ekelhaft fettige Haare gesehen!

"Historisch"

PESTILENCE bevor sie scheiße wurden, also "Malleus Malleficarum" und "Consuming Impulse".

Jawohl, damit hätten wir wieder mal ein Interview völlig bescheuert abgeschlossen. Ihr könnt jetzt also aufwachen und euch INIQUITY mal geben, denn "Five across the eyes" kickt Arsch und da wir solche lahmen Schnarchsäcke sind, dürfte inzwischen sogar das neue Album bald anstehen. Beenden möchte ich das Interview dann endgültig mit folgenden historischen Satz von Jesper ...

"Denken tue ich nie!"