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IMMOLATION

Metal Blade Rec.

IMMOLATION
Interview 2000 - geführt von Ingo mit Gitarrist Rober Vigna

Mit Ihrem vierten Album "Close to a World below" haben die US Death Metaller von IMMOLATION ihren bisher besten aber auch am schwersten zugänglichen Silberling veröffentlicht, der nicht nur ein bis zwei Hördurchgänge benötigt um zu zünden. Für einige alte Fans wird dieser Output sicherlich nicht mehr ganz verkraftbar sein, für andere (neue) Fans aber sicherlich einer der Höhepunkte im Death Metal Sektor 2000. Gitarrist Robert Vigna rief mich eines Abends mehr als gut gelaunt an, was zum größten Teil an dem bisherigen guten Zuspruch aller Seiten auf " Close to a World below" liegt...

...bisher sind wir überwältigt von den Reaktionen auf das Album, denn wir haben diese Reaktionen in der Form nicht erwartetet und uns auch auf Kritik gerade von Medienseite vorbereitet, denn das Album ist alles andere als schnell verständlich und damit haben ja gerade die Medien immer ihre Probleme. Doch ich freue mich das wir uns eines besseren belehren mussten, denn wir haben jetzt mit Abstand die meisten Interviews gegeben und auch die Fanreaktionen auf unserer Homepage oder bei Konzerten, wo wir die neuen Songs spielen sind als hervorragend zu bezeichnen und bestätigen uns, das wir auf den richtigen Weg sind.

Was sicher aber auch daran liegt, das ihr ja endlich mal konsequent, dem Studio-Tour-Studio Rhythmus hingegeben habt, was bei Euch ja noch nie der Fall gewesen ist, denn zwischen Eurem Debüt "Dawn of Possession" (1991) und dem Nachfolger "Here in after" (1996) lagen vier Jahre, auf das dritte Album "Failures for Gods" (1999) immerhin noch drei Jahre. Das dies ja absolutes Gift ist, um eine Band langsam nach oben zu bringen und den Bekanntheitsgrad zu steigern sollte Bob auch wissen, zumal andere Bands die zusammen mit IMMOLATION angefangen haben längst etabliert sind, was bei IMMOLATION ja leider noch nicht der Fall ist, musikalische Komplexität jetzt mal ausgeschlossen.

Ich weiß, und es stört uns auch sehr, das es damals so gelaufen ist. Leider kann man die Zeit nicht wieder zurückdrehen und wir müssen versuchen, den Boden, den wir damals verloren hatten, jetzt wieder gut zu machen. Im Moment könnten die Verhältnisse nicht gut genug dafür sein, denn der Death Metal hat seinen zweiten Frühling und zwar weltweit und diese Chance müssen wir nun einfach ergreifen, denn es gibt die Band bereits seid 12 Jahren und ich glaube nicht, das wir noch weitere 12 Jahre in dieser Konstellation weitermachen werden und uns leisten können auf einen dritten Frühling der Death Metal Szene zu warten, haha. Wir hatten in der Vergangenheit uns Hauptaugenmerk auf das Touren gelegt, was ebenso wichtig für eine Band ist, jedoch haben wir uns diesmal dazu entschieden, neue Songs zu schreiben und ins Studio zu gehen, anstatt noch eine Tour zu machen. Deshalb haben wir es zum erstenmal geschafft auf zwei folgenden Jahren je einen Release zu veröffentlichen. In der Death Metal Szene ist es aber wichtig das man live ebenso präsent ist wie im Studio und da uns das live spielen immer noch am liebsten ist haben wir halt Tourneen bevorzugt. Obwohl ich zugeben muß, unsere Musik auch nicht mehr 100% als Death Metal bezeichnen würde, denn sowohl Death als auch Black Metal Fans und andere Fans extremer Musik werden sicherlich ihre Teile finden, die sie mögen, was auch unser Ziel war. Vor allem ist es uns wichtig unsere Musik so düster wie möglich zu halten, dabei aber immer noch extrem zu klingen und das haben wir mit dem neuen Material meiner Meinung nach ganz gut geschafft.

Auf jeden Fall, das Album ist teilweise so dunkel und abstrakt, so das manch andere möchte gern böse Band á la Deicide usw. locker einpacken könnten da sie diese Stimmung nie musikalisch erreichen würden. Auf der anderen Seite ist Musik die schnell ins Ohr geht aber immer einfacher zu verkaufen und verkaufte Einheiten zählen letztendlich. Trotzdem haben sich IMMOLATION für den Schritt entschieden noch komplexer zu klingen.

Ja, denn wir sind nicht die Band, die sich nach anderen Bands oder Leuten richtet, sondern wir sind eine Band, die sich nach ihren Gefühlen richtet. Ich denke es gibt genug Bands die ultrabrutal klingen, die mördermäßig schnell sind, da brauchen wir uns nicht noch mit reinzuhängen, da wir diese Bands eh nicht toppen würden. Es ist viel geiler, wenn Du weißt, das man Dich nicht mit einer anderen Band vergleichen kann, sondern das Du Dein eigenen Stil, dein eigenes Trademark geschaffen hast, was Dir niemand nehmen kann. Wir wollen das man IMMOLATION mit dunkler Musik gleichstellt, die man sofort mit uns identifiziert und nicht erst drei oder vier bekanntere Bands vorher nennen muss, um dann irgendwann auf den Namen IMMOLATION zu kommen. Wir sind jetzt schon so lange in diesem Business und man kann nur durch Eigenständigkeit auf Dauer überleben, wie wir das bisher auch bewiesen haben und auch so weitermachen werden.

Als Vergleich kann man wirklich kaum eine andere Band heranziehen, um IMMOLATION zu beschreiben, ich habe es jedoch mal mit "Voivod des Death Metals" versucht.

Haha, gar nicht schlecht, der Vergleich gefällt mir irgendwo, obwohl Voivod immer etwas chaotisch klangen, was wir versuchen zu vermeiden, denn hinter der ganzen Musik, der Produktion, dem Coverartwork etc. steht ein Konzept, der sich wie ein roter Faden durch das Gesamtergebnis zieht. Das was ich bei Voivod nicht immer sagen konnte, doch sie sind ohne Zweifel auch eine absolut individuelle Band, mit einem eigenen Sound. Viele Bands beschränken sich darauf ihren Stil treu zu bleiben und sich jedes Mal mit dem selben Schema an eine CD Produktion heranzumachen, was irgendwann zur Lethargie führt. Wir versuchen frische Elemente mit in unser Songwriting einzubringen, und unsere eigene Atmosphäre und Gefühle auszudrücken.

Du hast gerade ein Konzept hinter dem neuen Album erwähnt, mir ist nur aufgefallen, das der Satz "Didn't you say - Jesus was coming" als Intro sowohl auch im Inlay der CD zu sehen ist

Dieser Satz ist sozusagen einer der Hauptaussage des neuen Albums. Er reflektiert die Aussagen vieler Menschen, die behaupten das Jesus jederzeit die Welt retten wird, was er aber definitiv nicht macht. Es besteht unserer Meinung nach viel zu viel Hoffnung auf diese ganze Glaubenssache. Der Mensch zerstört sich langsam selber und es ist sinnlos, sich auf Jesus den Retter zu konzentrieren. Man muss versuchen sich selber zu retten ansonsten ist man verloren. Zudem gehört auch noch eine Menge Heuchelei zur Kirche und es werden viele Verbrechen in Namen der Kirche ausgeübt. Zum Beispiel behandeln wir das Thema der Kindesmisshandlung durch einen Priester bei "Father, you are not a Father". Die Kirche wird allgemein immer als gutes hingestellt was nicht so ist, denn mindestens genauso viel Untaten werden in Namen der Kirche geführt. Wenn man dann einen Jesus braucht, kommt er nicht und das ganze Kartenhaus aus Glaube und Hoffnung was die Kirche immer anpreist, fällt zusammen. Wir sind keine Satanisten, denn die andere Seite ist ebenso suspekt, jedoch glauben wir an eine andere dunkle Macht, die näher ist als viele glauben, auf jeden Fall ist sie näher als der kirchliche Himmel. Soweit eine ganz grobe Beschreibung für das Konzept des Albums. Wir versuchen immer möglichst kreativ zu sein, und dazu gehört auch das CD Cover bzw. die Texte, die von uns bis ins Detail ausgearbeitet werden, damit sie ein Gesamtergebnis bilden.

Das Cover stammt ja mal wieder von Andreas Marshall, der bisher alle IMMOLATION Cover gezeichnet hat. Das aktuelle ist aber für seinen Stil ein wenig untypisch...

...stimmt, aber es ist auch eine Kooperation mit seinem Bruder Alex, der die Zeichnung teilweise mit dem Computer nachgearbeitet hat um die ganzen Details, die man auf dem Cover sehen kann auch wirklich nachvollziehen kann. Das Cover ist eine Mischung aus Andreas' Zeichnungen und graphischen Imagen, die ein tolles abstraktes Coverbild abgeben. Wir haben unsere Vorstellungen und Ideen vorab mit Andreas durchgesprochen und das Ergebnis entspricht voll unseren Erwartungen. Es ist das beste Cover das wir bisher hatten und steckt voller Details. Ich freue mich schon auf die Vinylversion des Albums, denn ein CD Cover ist viel zu klein um alles wirklich zu entdecken. Ich bitte wirklich alle Fans von uns, sich mal die Zeit zu nehmen und sich die Texte durchzulesen und sich danach das Cover anzuschauen, ihr werdet staunen aber das Cover ist quasi das ganze Spiegelbild des lyrischen und musikalischen Konzepts und das wollten wir so haben.


IMMOLATION gehören ja wie schon anfangs erwähnt zu den tourfreudigsten überhaupt, jedoch merkt man hierzulande recht wenig davon. Die letzte größere Tour war ja die Tour zusammen mit Cannibal Corpse, Impaled Nazarene, Rotting Christ und Krabathor, auch 1996, danach gab es ja nur die Headlinertour 1999, wo aber kaum ein Mensch in Kenntnis gesetzt wurde.

Das stimmt, die Tour war sehr kurzfristig angesetzt und es gab auch kaum Anzeigen in den Heften. Jedoch lief die Tour recht gut für uns, besonders in Großbritannien, Holland, Polen und der Tschechei haben wir super Resonanzen bekommen. Wir waren als Headliner unterwegs und haben meistens mit lokalen Acts gespielt. In Deutschland gingen die Gigs ein wenig unter, das lag aber auch der Festivalsaison, die gerade bei Euch im Gange war. Es war natürlich eine pure Underground Tour und eine gute Erfahrung für uns, jedoch scheint es gerade in Deutschland sehr beliebt zu sein, gleich sechs und mehr Bands auf mal loszuschicken, was ich persönlich nicht ganz so gut finde. Bei der Tour mit Cannibal Corpse spielten wir als zweites und hatten relativ wenig Zeit zur Verfügung, was bei einer Headlinershow natürlich anders ist. Uns ist es egal, ob wir vor 60 oder 600 Leuten spielen, den Veranstaltern aber natürlich nicht und somit wird sich diese Variante mit mehreren Bands wohl leider durchsetzen. Wir hatten anfangs das Angebot die X-Mas Festival zusammen mit Morbid Angel bei Euch zu spielen, jedoch hätten wir da wieder als zweites auf die Bühne gemusst, was wir nicht unbedingt wollten. Mal abwarten, es gibt ja auch noch die No Mercy Easter Festivals bei Euch, wo wir vielleicht aufspringen werden, falls wir etwas später in der Reihenfolge dran wären. Falls dies auch nicht klappen sollte, werden wir auf jeden Fall im Mai 2001 als Headliner wieder bei Euch touren, zusammen mit zwei oder drei anderen extremem Bands, das hat uns unser europäischer Booker schon zugesagt, jedoch steht noch überhaupt keine Details fest, wo und wie oft wir spielen werden. In den USA spielen wir momentan sehr viele Festival Gigs und auch viele Headlinereinzelshows, eine komplette US Tour werden wir dann im März 2001 zusammen mit Incantation und einer weiteren Band spielen, die wahrscheinlich bis Mitte April andauern wird, falls wir die No Mercy Gigs bei Euch nicht spielen sollten. Danach ist wie gesagt Europa dran und im Sommer werden wir hoffentlich die Möglichkeit haben ein paar Festivals und Open Airs zu spielen. Danach werden wir uns wohl so im Oktober wieder ins Studio verziehen um das neueste Album aufzunehmen, was dann Anfang 2002 erscheinen sollte. So sieht im Moment der grobe Plan aus, doch wir stehen auch in Verhandlungen Shows in Südamerika und auch Japan zu spielen, was wir natürlich vorziehen würden, da wir dort noch nie bzw. sehr selten gespielt haben.

Ich glaube ich war nicht der einzige, der beim Wacken Open Air 2000 vergeblich auf Euch gewartet hat und mit der, aus meiner Sicht, lächerlichen Ausrede, das ein Mitglied kein Visum bekommen hat abgespeist wurde. Die Show stand doch schon mehr als 8 Monate fest, wie kann es dann angehen, das jemand kein Visum beantragt, wenn man es denn benötigt?

Die Sache ist wirklich dumm für uns gelaufen und wir ärgern uns auch schwarz dafür, denn es war uns schon bewusst, welchen Status dieses Festival bei Euch hat. Fakt ist, das Alex unser Drummer aus Chile kommt und für Ausreisen aus den USA ein Visum benötigt. Dieses Visum ist 2 Wochen vor der Show abgelaufen und so ging er zum Staat um es verlängern zu lassen, da dies vor Ablauf des Visums leider nicht möglich ist. Man sagte ihm dort, das die Verlängerung mindestens 4 Wochen in Anspruch nehmen würde und ein kurzfristiges Visum nur für diesen Reise nicht möglich wäre. Wir sind von einer Behörde zu anderen gerannt und eine schnellere Abfertigung gesucht, jedoch gab es keine Möglichkeit, Alex' Visum vorher zu verlängern. Selbst 2 Tage vor der Show haben wir noch bei den Behörden gebettelt, jedoch ohne Chance. Wir hätten es riskieren können, das Alex' ohne Visum mit einer provisorischen Ausreisegenehmigung fliegt, jedoch gab es da die Gefahr, das er sein normales Visum danach nicht mehr verlängert bekommt, da dies laut US Behörden nur in absoluten Notfällen zu vertreten ist. Die Sache war sehr unglücklich für uns, doch es war höhere Gewalt und es stand zu viel für Alex auf den Spiel um die Sache anders zu regeln. Wir können nur hoffen, das uns die Veranstalter noch mal verzeihen, und wir 2001 dabei sind, jedoch ist bis jetzt noch nichts bestätigt.

Man hätte aber auch einen Sessiondrummer engagieren können, z.B. Euren ex-Drummer Craig Smilowski.

Ja, das wäre eventuell möglich gewesen, jedoch wollen wir wenn möglich immer mit unserem Line-Up spielen, außerdem hatten wir noch bis 2 Tage vor der Show die Hoffnung das Alex mitkommt. Craig spielt mittlerweile wieder mit seiner alten Band Gorephobia zusammen und war zu dem Zeitpunkt gerade auf einer kleinen Tour mit Ihnen, also hatte er auch keine Zeit. Es lief alles sehr unglücklich und ich kann alles nur noch mal entschuldigen.

Gut, lassen wir das, ich habe aber auch gehört das Bill von Angel Corpse momentan für Tom die Gitarre spielt, hattet ihr ein Line Up Wechsel?

Nein, es ist richtig das Bill ein paar Shows mit uns spielt, da sich Tom auf seinen Job konzentrieren muss, da er mittlerweile auch eine Familie hat, die zu ernähren ist und sein Vertrag leider auch keine Abstinenz in nächster Zeit zulässt. Das ist aber nur für die nächsten Gigs, im Mai in Europa wird er auf jeden Fall wieder dabei sein.

Gut, ich denke wir hätten alles, ich hoffe mal das die Tour im Mai 2001 klappen wird und ihr die europäischen Clubs in Schutt und Asche legen werdet, egal mit wem auch immer.

Das hoffe ich auch und ich bedanke mich schon jetzt bei den deutschen Fans für die jahrelange Unterstützung. Ich hoffe, viele auf der kommenden Tour zu sehen und das wir hoffentlich den Wacken Open Air Gig nachholen können. Stay brutal!