laermbelaestigung.net

Links:

BURIAL

LOST DISCIPLE Records

BURIAL
Interview 2001 - geführt von Karim mit Bassist Ian Plakias

Was soll ich hier jetzt wieder für eine schlaue Einleitung schreiben?! Ich meine, die Freaks unter euch kennen BURIAL eh schon von ihrer Debüt-MCD und der Rest kann sich wohl schon am Namen ausmalen, dass die Band Death-Metal spielt, was der Titel der neuen CD "Enlightened with pain" wohl noch unterstreicht. Außerdem kommen die Knüppel-Fetischisten aus den Staaten ... reicht's denn jetzt für eine Einleitung? Ach so, und Bassist Ian beantwortete telefonisch meine Fragen, aber das ist ja logisch, denn schriftlich kommt man bei Ami-Deathern nie über eine halbe Seite, gelle?!?

Also dann mal los, denn in Amerika war ja auch 2000 wieder mal Festival-mäßig einiges los und da wird so eine aufstrebende Death-Metal Band wie BURIAL (ich weiß, dass ich gerade am schleimscheissen bin, aber wo Ian mir doch ein Kompliment für mein gutes Englisch gemacht hat, muß man sich ja auch den Arsch des Interviewpartners mal von innen ansehen!!) nicht um den einen oder anderen Auftritt herumgekommen sein, oder?

Es war einiges Los und wir haben auf einigen der großen Festivals gespielt ... Im März haben wir in New Jersey gespielt, was allerdings ziemlich in die Hose ging, weil da jeweils zwei Bands parallel in einer Halle gespielt haben, die nur durch einen Vorhang getrennt wurde, was natürlich reichlich chaotisch war. Dafür haben wir aber Rich von FLESHGRIND getroffen und ihn mit ins Studio geschleppt, wo wir gerade das Album aufgenommen haben und er ein paar Background-Vocals übernommen hat. Dann haben wir noch Ende Juli in Milwaukee gespielt und das war wirklich cool, weil verdammt viele Leute da waren. Allgemein ist Death-Metal hier in den Staaten auch wieder sehr angesagt.

Das ist mir auch schon aufgefallen, allerdings eher negativ als positiv, denn es kommen neben einigen wirklich guten Scheiben auch wieder massiv viele Mitläufer-Sachen raus, besonders was das ganz heftige Zeug angeht und hier in Deutschland sind die Fans verrückt danach, obwohl da kaum Promotion läuft. Außerdem kommen da ja in letzter Zeit ziemlich gestörte Bands aus Amerika ...

Wirklich, das überrascht mich persönlich etwas, auch wenn Europa für mich immer eine Vorreiterrolle im Metal-Bereich gespielt hat, aber das war mir gar nicht bewusst, dass die europäischen Fans so auf unser Zeug stehen. Hier entwickelt sich die Szene aber ganz normal und die Bands versuchen Death-Metal so brutal zu spielen, wie es möglich ist. Natürlich gibt es da viele schlechte Bands aber auch viele gute... so ist es halt immer, wenn eine Musikrichtung wieder mehr Aufmerksamkeit erregt und die schlechten Bands bleiben dann meist auf der Strecke. Ich hoffe, dass die Leute auf unsere neue CD stehen und es scheint wirklich so als würden viele auf brutalere Bands abfahren wie FLESHGRIND, SKINLESS, LIVIDITY ... das sind ja auch alles Bands, die schon bei euch gespielt haben und bald auf Tour kommen.

Naja, vielleicht haben die Fans einfach langsam die Nase voll von diesem melodischen Lalala-Death-Metal aus Skandinavien.

Vielleicht, die meisten Leute haben in der letzten Zeit ja auch bei Death-Metal als erstes an Bands wie AT THE GATES und DARK TRANQUILITY gedacht aber das Death-Metal Spektrum ist genauso breit wie Metal im allgemeinen. Für mich steht Deutschland und Europa aber immer noch ganz vorne was extreme Musik angeht. Bei euch ist da scheinbar mehr los, wenn eine brutale Band tourt, zumindest habe ich den Eindruck.

Da haben wir wieder mal das "Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite des Zauns"-Syndrom, denn ich habe da einen ganz anderen Eindruck, vor allem was extremen Death-Metal angeht und die Besucherzahlen bei Death-Metal Konzerten gehen ja auch erst in letzter Zeit wieder deutlich in die Höhe und Ami-Bands scheinen manchmal völlig absurde Vorstellungen von Besucherzahlen in Europa zu haben...

Die Vorstellung hatte ich aus Erzählungen und Eindrücken eben auch, zumal wir hier in Amerika eine sehr schwache Zeit hatten, wo man auf Death-Metal Konzerten mitunter schon mit 20 Besuchern zufrieden sein konnte, was natürlich auch davon abhing wo man gespielt hat, aber eigentlich haben nur die größeren Bands wie CANNIBAL CORPSE und MORBID ANGEL wirklich viele Leute gezogen. Dafür sind aber die Festivals hier immer gut besucht, obwohl auch das an Zahlen wie 20.000 wie man es von euren Festivals hört nicht heranreicht.

Ich denke auch nicht, dass man Festivals wie das Roskilde oder Dynamo mit dem Milwaukee-Deathfest vergleichen kann, aber wo wir schon bei Festivals sind ... das Thema kam schon im Interview mit NASUM auf, denn die Festivals bei euch sehen ja scheinbar anders aus als hier, also muß ich ja noch mal einen echten Ami drauf ansprechen ...

Allgemein hat Metal in Amerika einen sehr schlechten Ruf, was vor allem für Death-Metal gilt. Da spielt viel religiöses Zeug mit rein und einige Leute reagieren da allergisch drauf, weshalb es oft schwer ist hier ein Death-Metal Festival auf die Beine zu stellen. Dadurch ist alles sehr im Underground geblieben und die Leute wollen daher keine Open Air-Festivals sehen. Die Fans schon, aber bei der Bevölkerung, Behörden etc. hat es einen zu schlechten Ruf. Deshalb ist es hier auch manchmal nicht einfach extreme CDs zu bekommen. In den Plattenläden findest du so was kaum, das ist auch mehr eine Underground-Angelegenheit.

So, nun haben wir wieder so viel über das Land der unbegrenzten Dämlichkeiten gesprochen, da wird es langsam mal Zeit auf BURIAL zu sprechen zu kommen und um die Infos unterzubringen, fass doch mal eure Bandgeschichte knapp zusammen, denn ich hasse diesen Part langsam ...

Nicht nur du, OK ... Die Band wurde 1995 von Matt, Nick und Jamie gegründet, dann kamen diverse Bassisten- und Sängerwechsel. Ich bin kurz vor den Aufnahmen zur "Mourning the Millennium"-MCD in die Band gekommen. Zwischenzeitlich hieß die Band auch noch LEGION und es gab ein eher schlechtes Demo, das auch kaum verschickt wurde. Die Texte waren auch noch eher satanisch, was sich dann änderte als der neue Sänger Don in die Band kam und dann kam direkt die MCD raus.

Don ist ja inzwischen auch wieder raus aus der Band, denn auf "Enlightened with pain" singt er ja nicht mehr ...

Das stimmt. Er hat nur auf "Mourning the Millennium" gesungen und die Band kurz vor den Aufnahmen zum neuen Album verlassen. Er arbeitet jetzt im Porno-Buisness, wofür er sich eh schon immer interessiert hat und wo er auch mehr Geld verdient. Unser neuer Sänger Devon kommt aus unserer Gegend und ist dann relativ kurzfristig in die Band gekommen.

Haha, so was gibt's auch nur in Amerika ... mit euren Connections in die Szene könnt ihr ja vielleicht mal einen Porno-Soundtrack machen?!

Ehrlich gesagt kommt unsere Musik schon in einem Pornofilm vor. Das Teil heißt "Anal Ball" und ein Song von "Mourning the Millennium" kommt da vor. Das ist wirklich die Härte ... irgendeine Tussi bekommt diverses Zeug in den Hintern geschoben und unsere Musik läuft dazu im Hintergrund. Natürlich hat Don da etwas nachgeholfen.

Tja, es sind kleine Schritte zum großen Erfolg. Vielleicht klappt's ja noch vom miesen Hinterhof-Porno nach Hollywood zu kommen. Ehrlich gesagt fällt es mir aber schwer, mir einen Porno mit Death/Grind-Untermalung vorzustellen. Die müssen ja rammeln wie die Karnickel ...

Oh mann, das ist schon abgefahren. Aber kennst du diesen Film "Shitfaced"? Das ist ein deutscher Film, wo wirklich abgefahrene Sachen passieren und da sind auch diverse Underground Metal-Bands zu hören.

Was habt ihr Amis eigentlich mit diesen Scheiß-Filmen am Hut. Schon in Soutpark habe ich mich darüber gewundert, dass die Deutschen damit in Verbindung gebracht werden.

Hier in Amerika haben Deutsche den Ruf etwas durchgeknallt zu sein und auf so seltsames Zeug wie diese "Scheiße-Movies" abzufahren.

Immer diese Vorurteile... ich frage mich, wer wohl abgefuckter ist ... Deutsche oder Amis. Aber wenn man solche schmierigen Typen wie Thomas Westphal nicht als Maßstab nimmt, dürften die Amis hier gewinnen. Nenn mir doch mal fünf Dinge, die für dich typisch Deutsch und typisch Amerikanisch sind ...

Typisch Deutsch wären Bier, Scheiß-Pornos (natürlich! - Ed.), Bratwurst, Metal und die Autobahn. Typisch Amerikanisch ... im Bezug auf Metalfans?

Nein, allgemein ... warte, noch besser ... was hast du heute getan, was hast du gegessen?

OK, ich war bei McDonalds und habe einen Hamburger gegessen, das ist typisch amerikanisch, wir fressen den ganzen Tag Hamburger! Deshalb sind Bassisten in amerikanischen Bands auch immer so fett! Das tun wir hier halt ... wir essen Fastfood, trinken und rauchen Gras und gucken viel Fernsehen. Außerdem habe ich eine Vorliebe für 70er-Jahre Pornos, weil die immer so eine herrlich lächerliche Musik hatten. Und Pornos sind sicher auch typisch für Amerikaner.

OK, damit sind die Klischees wieder abgesteckt. Zurück zur Musik ... Wie sieht es denn mit euren Einflüssen aus? Eure Musik hat ja ebenso viele Old-School Einflüsse wie neuere Brutalo-Einfüsse ...

Wir hören alles mögliche an Zeugs ... was mich zur Musik gebracht waren Bands wie CARCASS, NAPALM DEATH, SLAYER, METALLICA ("before they started sucking cock"), DARK ANGEL, BLACK SABBATH. Das ganze Zeug ...

Hey, ich vermisse SUFFOCATION, denn ich musste beim Hören von "Enlightened with pain" am ehesten an SUFFOCATION und BROKEN HOPE denken...

Natürlich auch SUFFOCATION, das sind Klassiker und jeder in der Band mag SUFFOCATION ... sie haben damals auch etwas völlig neues gemacht und Death-Metal vorangetrieben. Und BROKEN HOPE sind die absolute Lieblingsband unseres neuen Sängers. Sie sind für mich auch zusammen mit SUFFOCATION und CANNIBAL CORPSE die Urväter des brutalen Death-Metal, die uns alle beeinflusst haben.

Gibt es für dich eigentlich Bands, die heute Grenzen überschreiten? Manchmal hat man ja den Eindruck als gäbe es in Amerika keine Grenzen der "Kaputtheit" (Geiles Wort eigentlich!) ...

KRISIUN setzen für mich Maßstäbe, sie sind zwar keine wirkliche Brutalo-Death-Metal Band, aber das Tempo ist so infernalisch schnell. KRISIUN ist eine meiner momentanen Lieblingsbands und auch GORGUTS sind eine verdammt gute Band. Das letzte Album war zwar seltsam aber ein neuer Schritt für Death-Metal. Und FLESHGRIND muß ich noch nennen, da ich sie für die momentan brutalste Band aus den Staaten halte, vor allem muß man sie live gesehen haben. Was Live-Shows angeht, sind SKINLESS auch eine Band, die man gesehen haben muß. Diese Bands haben wirklich eine unglaubliche Bühnen-Performance. Und ORIGIN ist noch eine sehr gute Band, die gerade ihr Debüt auf Relapse veröffentlicht haben. Außerdem gibt es noch so viele andere gute Bands ... VILE, DEEDS OF FLESH, MORTAL DECAY, DISGORGE ...

Was ist eigentlich aus DEHUMANIZED geworden?

DEHUMANIZED haben sich aufgelöst, was wirklich schade ist, denn sie waren hier wirklich sehr angesagt. Ich weiß nicht, was passiert ist ... ihr Drummer hatte keine Lust mehr, sie hatten Probleme in der Band. Auf jeden Fall gibt es DEHUMANIZED schon länger nicht mehr.

OK, genug mit dem Abgefeier ... sag mir lieber was dir richtig auf die Nüsse geht ...

Ich hasse Zeug wie LIMP BIZKIT, KORN, GODSMACK und dieses ganze Zeug, das sie im Radio spielen ... das ist wirklich totaler Müll. Da höre ich mir lieber ein klassisches Flötenkonzert an. Außerdem kann ich Rap nicht ab, aber darüber muss man nicht reden und Leute auf diesen Mist aufmerksam machen. Und was auch noch schrecklich ist, sind diese 80er-Jahre Metal Bands. Wir nennen es hier Cheese-Metal ... Bands wie POISON und dieses Haarspray-Zeug.

Meine Güte, seid ihr Amis Muschis. Ihr solltet mal herkommen und euch so infernalischen Akustik-Torturen wie Schlager, Volksmusik oder deutschem Dancefloor/Techno aussetzen. Das härtet ab! Ich würde sagen, dass jede Techno- und Rave-Veranstaltung den Einsatz von Nervengift absolut legitim macht. Glücklicherweise müssen wir uns diesen Dreck außer im Kaufhaus und auf stockschwulen Dorf-Festen nicht anhören.
Kommen wir also noch mal zurück zu euren gestörten Gehirnen. Ihr habt auf der neuen CD den Song "Skullfuck", der auch schon auf "Mourning the Millennium" zu hören war, da allerdings noch mit abgedrucktem Text. Texte über Blut, Gedärme und mittelalterliche Folter sind ja nun inzwischen schon Gute-Nacht-Geschichten geworden. In letzter Zeit schreibt ihr Amis in jedem zweiten Song nur noch über extreme Gewalt an Frauen und Kotnascherei. Sind eure Weiber solche Schlampen, kriegt ihr einfach keine ab, habt ihr Genug von Burgern oder habt ihr einfach einen Knall??

Prinzipiell ist das fast eine Art Wettbewerb zwischen den Bands hier, wer die kaputtesten Texte schreibt, wobei das für uns weniger gilt. Den Text zu "Skullfucked" hat auch noch Don geschrieben. (Mein Beileid an alle Frauen, die mit dem guten Mann einen Porno drehen müssen! - Ed.) Es sind einfach nur Texte ... je extremer, desto besser. Amerika ist auch ein Land in dem jeden Tag viel kranker, gewalttätiger Scheiß passiert.

Beim besten Willen ... die Texte von DEVOURMENT sind mit Abstand das krankeste, perverseste und abartigste was ich je gelesen habe. Sowas dürfte kaum jeden Tag bei euch passieren und diese Typen gehören eigentlich in die Klappse (was natürlich schade um die Musik wäre!). Gibt es nicht irgendeine Grenze, die ihr in Bezug auf Texte, Cover etc. nicht überschreiten würdet?

Der Text von "Skullfucked" ist wohl das heftigste was wir bisher geschrieben haben und eigentlich ist der Text an eine Ex-Freundin von Don gerichtet. Das ist aber nichts, was wir machen würden. (Da bin ich ja beruhigt, sonst dürfte die Ex-Freundin in 40 Teilen in diversen Mülltonnen verstreut liegen! - Ed.) Wir haben den Text auf der neuen Scheibe nicht abgedruckt, weil wir ihn inzwischen auch etwas lächerlich finden. Es gab ein Magazin, dass sich sehr über diesen Text aufgeregt hat, andererseits hatten sie ein paar Seiten später ein Interview mit CANNIBAL CORPSE. Ich habe nichts gegen diese Texte, aber wir schreiben sie nicht mehr. Das tun schließlich auch schon genug andere Bands.

OK, was soll's ... irgendwann gibt's schließlich die ersten Gruppenvergewaltigungen und Snuff-Einlagen im Big Brother Container, also in den Arsch mit der verdammten Moral.
Zum Abschluss muß ich noch mal zwei Fragen zu eurem CD-Booklet stellen ... woher kommt diese Bombe auf dem Foto und wer ist dieser völlig debil guckende kurzhaarige Typ, der auf diversen Bildern auftaucht?

Zu der Bombe kann ich nicht viel sagen, außer dass genau diese Bombe ein Tag nach dem Foto über dem Kosovo abgeworfen wurde. Wir kannten jemand, der die Waffen vorbereitet hat und unseren Namen auf eine dieser Bomben geschrieben hat, um ein Foto zu machen. Wir fanden das cool und haben das Foto dann im Booklet benutzt.
Der Typ mit den kurzen Haaren bin ich, haha ... ich war auf diesen Bildern entweder halb ohnmächtig oder so besoffen und bekifft, dass ich nichts mehr gemerkt habe. Ich hatte also meinen Spaß ...

Woops, peinlich ... Den Bildern nach hatte er seinen Spaß scheinbar außerkörperlich in einem Paralleluniversum, aber das ist schließlich Metal. Noch mehr Metal ist aber Ians Job, denn er arbeitet in einer Fabrik, in der Tierkadaver zu Fett und Öl verarbeitet werden (Lecker BSE-Suppe!) und vielleicht kann man daraus ja auch noch ein lustiges Cover für die nächste Scheibe machen?! Auf jeden Fall hat Ian damit keinen Klischee-Job an der Tankstelle oder im Porno-Shop. Nun wird es auch Zeit, langsam mal zum Ende zu kommen. Wir haben uns jedenfalls herrlich bepisst vor Lachen und zu guter Letzt bleibt nur eine Frage, die wir uns gestellt haben, da Ian Deutschland für das Paradies in Punkto blanker Titten im öffentlichen Fernsehen hält ... Kann man eigentlich genug von Titten bekommen, wenn Sie einem den ganzen Tag ohne Pause vor den Augen tanzen?? Das sind Fragen, die die Metalwelt bewegen ... ach ja, und um zum Thema zurückzuckommen: Check out "Englightened with pain"!