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ABUSE
Interview 1999 - geführt von Karim mit Sänger Travis Vorhees

ABUSE ist eine weitere Perle, die mir bisher in den Sümpfen verborgen blieb. Glücklicherweise schickte mir Ben von SOILENT GREEN die Debüt-CD ?A sunday morning killing spree? von ABUSE, die die typischen Louisiana Trademarks vorweisen konnte und insofern wahrlich nicht so weit weg von Bands wie CROWBAR, ACID BATH oder eben auch SOILENT GREEN liegt. Inzwischen liegt mir schon die Advance-CD des Nachfolgers ?Kneedeep in the negative? vor und da mußte dann auch ein Interview her, das wie viele andere mit einer recht ausgeleierten Frage beginnen sollte ...

Gegründet wurde die Band 1992 und damals bestand die Band aus Brian an der Gitarre, Jeremy am Bass, mir am Gesang und noch einem Drummer namens Jeremy, der aber nach ca. einem Jahr durch Jayson ersetzt wurde, der bis dahin in einer lokalen Death-Metal Band spielte. Zu dieser Zeit kam dann auch Philipp an der zweiten Gitarre in die Band und wir begannen uns den Arsch abzuspielen und nahmen dann unser erstes Demo ?Bodily Harm? auf, das aber noch nicht besonders gut war. Wir entschlossen uns dann 1995 dazu nach New Orleans zu ziehen, wo wir dann ein Jahr später das zweite Demo ?Gruesome tales of sex and sickness? aufnahmen, das sich ziemlich gut verkaufte und uns schnell bekannter machte. Die Dinge liegen wirklich gut für uns und so nahmen wir dann 1997 schon unsere Debüt-CD ?A sunday morning killing spree? auf und spielten mit dem Material jedes Wochenende Shows von Florida bis Texas. Nach einem Jahr brachen wir das dann aber ab, um uns auf das Songwriting zum zweiten Album konzentrieren zu können ...

...faßt Sänger Travis Vorhees die Bandhistory von ABUSE zusammen. Der Schritt vom ?Gruesome tales...? Demo zu ?A sunday morning killing spree? war in meinen Ohren ziemlich groß, obwohl ihr euren Stil eigentlich völlig beibehalten habt... wie siehst du denn da eure Entwicklung?

?Gruesome Tales...? war wirklich ein Wendepunkt für uns, denn damit haben wir zu der Zeit unsere Nische gefunden und einen soliden eigenen Stil aufgebaut, der uns und den Fans gefiel und gutes Feedback bekam. Auf ?A sunday morning killing spree? haben wir darauf aufgebaut, aber die Songs sind ausgefeilter und strukturierter. Ich denke, daß das neue Album wieder ein großer Schritt nach vorn sein wird, denn wir haben in den letzten Jahren vieles gemeinsam durchgemacht und ?Kneedeep in the negative? reflektiert all diese positiven wie negativen Erfahrungen und wird den Fans hoffentlich wieder gefallen.

Wenn man sich euren Stil einordnen will, so fällt dies schwer, da ihr wie viele Bands in eurer Gegend relativ viele Einflüsse vermischt. Wir würdest du denn eure Musik beschreiben und welche Bands haben euch stark beeinflußt?

Für uns ist unser Stil einfach direkte, brutale und ehrliche Musik. Es ist Sache der Fans, ob sie es ?Death?, ?Metal? oder was auch immer nennen. Wir kategorisieren es eher aus persönlicher Sicht. Wichtige Alben für die einzelne Mitglieder von ABUSE sind auf jeden Fall ?Reign in Blood? für Phillip, ?Blessed are the sick? für Brian, ?Effigy of the forgotten für Jayson, BUZZ-OVENs ?At a loss? für Jeremy und EXHORDERs ?Slaughter in the vatican? für mich.

Da ist ja fast nur harter Tobak dabei ... ich hätte jetzt gedacht, daß BLACK SABBATH als erster Name fällt. Wenn man sich besonders ?Whose Shame? so anhört, sind ja eindeutige Parallelen zu erkennen und für eure Gegend ist es ja schon fast Pflicht SABBATH Tribut zu zollen und dieses bluesige Feeling zu haben ... wie siehst du das mit anderen Bands in eurer Gegend und was gibt es so an News aus Louisiana?

Natürlich sind BLACK SABBATH auch für uns ein wichtiger Einfluß, aber auch Bands wie LED ZEPPELIN, KISS, PINK FLOYD oder alte METALLICA haben uns und viele der anderen Bands hier beeinflußt. Was Parallelen zu anderen Bands aus Louisiana angeht, so kann ich das nicht so sehen, denn die meisten Bands hier haben einen sehr eigenen Stil. Einige der neuen Hoffnungen hier sind GOATWHORE, MAYFLOOD, SUTURE, HOUSEWRECKER und SKINCRAWL. All diese Bands treten verdammt Arsch und sollten unbedingt mal angecheckt werden.

Naja, wenn du meinst ... ich denke, daß dieser ?Southern Sound? nicht zu überhören ist und wo wir schon dabei sind ... Brian spielt ja auch bei MAYFLOOD, die sich ja voll in diesen Sound verschossen haben. Allgemein hört man ja oft von Jam-Sessions zwischen einzelnen Mitgiedern diverser Louisiana-Bands ... sind da auch ABUSE-Mitglieder in anderen Projekten involviert?

MAYFLOOD ist allein Brians Band ... er hat die Band aufgebaut ist auch der einzige von uns der dort spielt. Jayson singt noch in einer Death/Grind-Band namens SUTURE, die demnächst ihr erstes Demo rausbringen werden. Jeremy jammt öfter mal mit Sammy von CROWBAR (und ehemals ACID BATH – Ed.) in einer Sludge/Doom-Band mit dem Namen CESSPOOL und Phillip und ich hängen meistens in den Bars hier rum, wenn wir nicht gerade mit ABUSE proben...

Ich stehe total auf die Vocals der beiden Alben, die mich von der Abwechslung her auch oft an Bands wie ACID BATH und SOILENT GREEN erinnern. Singst du all die verschiedenen Gesangsstile selbst?

Ja, das bin alles ich. Ich konzentriere mich bei dem Gesang für ABUSE auf klaren, melodischen Gesang, agressiven Schreigesang und tiefe Death-Metal Vocals. Jayson und Jeremy übernehmen aber auch viele Backing-Vocals bei den extremen Gesangsarten. Was ACID BATH angeht, so haben sie sicher einen ähnlich variablen Gesang aber ich denke nicht, daß man uns mit ihnen vergleichen kann...

... Das war ja auch nicht meine Absicht ... der gute Travis reagiert etwas allergisch auf den normalen Schreiberling-Trieb immer Vergleiche finden zu müssen. Wie auch immer ... sowohl vom Gesang als auch von der Musik steckt ihr ja irgendwo zwischen Death-Metal, Hardcore, Doom/Sludge und was auch immer sonst noch, was es ja Bands oft leider schwer macht, von den eingefahrenen Zuhörern angenommen zu werden. Wie sind denn damit eure Erfahrungen und mit was für Bands tretet ihr so zusammen auf?

Unsere Musik ist nicht auf einen Stil festzulegen und genau das ist uns auch wichtig, denn es unterscheidet uns von viele Mainstream-Metal-Bands. Unsere Fans scheinen damit keine Probleme zu haben und auch live gab es bisher immer gutes Feedback. Wir haben schon mit den verschiedensten Bands von Death-Metal wie CANNIBAL CORPSE, MORBID ANGEL und ANGELCORPSE über Bands wie EXODUS und SKINLAB bis hin zu lokalen Rock-Bands gespielt und es lief immer hervorragend. Allgemein sind wir da nicht wählerisch ... wenn eine gute Band mit uns spielen will, egal aus welcher Szene sie kommt, sind wir eigentlich immer sofort dabei.

Außerhalb der Staaten haben ABUSE noch nie gespielt und eben auch nicht in Europa. Wenn dich ein neugieriger Fan aus Europa also fragt, was eine ABUSE-Show ausmacht, was erzählst du ihm?

Schwer zu sagen ... erwarte nicht mehr als eine starke Live-Energie, einen brutalen Sound und emotionale und musikalische ?Befriedigung?. Wir versuchen gerade Live immer alles zu geben, denn die Musik und die Fans sind das wichtigste für uns.

Ich habe den Eindruck, daß die Bands in eurer Gegend ziemlich stark zusammenhalten, denn man liest kaum mal ein Interview mit einer Louisiana-Band, in dem nicht andere Bands gelobt oder Newcomer angepriesen werden und CROWBAR versuchen ja auch immer Bands aus Louisiana mit auf Tour zu bekommen?!

Naja, es gibt die einen und die anderen. Einige sind wirklich cool wie z.B. Ben von SOILENT GREEN, der das was ihm gefällt auch ehrlich unterstützt. Wir versuchen auch, anderen Bands zu helfen soweit wir es können, aber hier gibt es wie überall Bands, die denken daß sie Rockstars sind, weil sie einen festen Fankreis haben und mit solchen Bands versuchen wir eher weniger zu tun zu haben.

Also alles normal in Louisiana?? Der Mann desillusioniert mich und nimmt mir meine Träume vom Musikerparadies. Kommen wir also lieber mal wieder zu ABUSE selbst bzw. zu euren Album-Covern. Ihr hattet ja schon auf dem ?Gruesome tales...? Demo ein recht hartes Bild und auch das Cover von ?A sunday morning killing spree? ist recht direkt... wollt ihr mit den Covern schocken oder gibt es einen Bezug zu der Musik, denn es sind ja keine Songs mit diesen Titeln auf dem Demo/der CD gewesen?!

Das auf dem Cover von ?A sunday morning killing spree? ist übrigens unser Drummer Jayson. Die Fotos wurden aufgenommen als er noch eine Glatze hatte und es war auch alles seine Idee, die er auch ausgearbeitet hat. Wir hatten eigentlich nie die Absicht, mit etwas zu schocken ... vielmehr wollten wir extreme Motive, die aber trotzdem nicht den Bezug zur Realität verlieren. Es gibt keinen Bezug zwischen dem Titel und den Texten der CD, aber ich denke, daß der Titel schon recht gut zu unserer Musik paßt.

Dann laß uns doch noch mal kurz auf die Texte eingehen, die mir größtenteils relativ unverständlich sind und einen recht persönlichen Eindruck machen. Schreibst du deine Texte auf die Musik hin, nachdem ein Song rein von der Musik her fertig ist?

Du hast recht, die Texte sind schon ziemlich persönlich und vieles dreht sich um meine Mutter, die starb als ich noch ziemlich jung war. Wir standen uns sehr nah und ihr Tod kam für mich völlig unerwartet. Viele Menschen erzählten mir ständig, daß sie wüßten, was ich durchmachte, aber auf Ihre Art waren sie völlig gleichgültig und fangen nur an sich zu rühren, wenn etwas schlimmes passiert, was mich sehr wütend gemacht hat und auch heute noch macht. Seit dieser Zeit fing ich aber an meine Gefühle und meine Wut über Musik und Texte rauszulassen. Es ist aber nicht so, daß alles persönliche Inhalte hat ... vieles sind auch einfach nur tagtägliche Geschichten. Ich schreibe eigentlich ständig Texte und Gedichte und insofern kann man auch nicht sagen, daß die Texte zu den Songs geschrieben werden. Die anderen schreiben ständig neue Songs wie ich Texte schreibe und beides fließt dann irgendwie zusammen, entsteht aber nicht auseinander.

Ja, und damit sind wir dann auch schon am Ende des Frage/Antwort-Spieles. Viele News aus der Louisiana-Szene waren leider nicht herauszufinden. ACID BATH sind nicht mehr, nachdem Sammy jetzt bei CROWBAR spielt. Dax und Mike haben aber eine neue Band mit dem Namen AGENTS OF OBLIVION gegründet und bereits ein Album aufgenommen, daß Gerüchten zufolge relativ ruhig sein soll und nur noch wenig mit ACID BATH gemein hat. GOATWHORE sollten dieser Tage endlich ihr Debüt-Album auf den Markt werfen und was aus EYEHATEGOD geworden ist, weiß kaum jemand. Naja, natürlich ist auch ?Kneedeep in the negative? von ABUSE eine gute Neuigkeit für Louisiana-Fans.

... letze Anmerkung ist dann wieder schlecht, denn inzwischen hat sich die Band aufgelöst ... die üblichen musikalischen Differenzen halt. Another Death in Louisiana ...